Extreme Abwanderung! Diese sächsische Stadt hatte einst 40.000 Einwohner, jetzt sind es 4000
Johanngeorgenstadt - Im Westerzgebirge, unmittelbar an der Grenze zu Tschechien, liegt die idyllische Bergstadt Johanngeorgenstadt. Mittlerweile zählt die Stadt rund 4000 Einwohner. Sie gehört zu den großen Demografie-Verlierern in Sachsen.
In den 50er Jahren zählte die Stadt rund 40.000 Einwohner. Viele arbeiteten damals in den Bergwerken, bauten Uran für die sowjetische Waffenproduktion ab. In dieser Zeit ließ die Wismut AG nahezu die komplette historische Altstadt abreißen, um die Schächte unter dem Ortskern zu betreiben. Die Neustadt entstand.
Als der Uran-Boom etwa zehn Jahre später zu Ende war, zogen die meisten aus Johanngeorgenstadt weg - übrig blieb ein Ort ohne Stadtzentrum, riesige Wohnanlagen und nur gut 10.000 Menschen.
Mit der Wende kam die nächste Zäsur. Betriebe machten dicht, Häuser verfielen, die Stadt erlebte die zweite bittere Abwanderungswelle.
Nun leben in Johanngeorgenstadt nur noch etwa 4000 Menschen. Und auch die Prognose sieht düster aus: In den kommenden Jahren wird die Stadt weiter schrumpfen.
Einer aktuellen Studie zufolge wird die Bergstadt in 15 Jahren die Stadt mit dem größten Bevölkerungsschwund in Sachsen sein.
Bürgermeister Hascheck: "Wir versuchen, Johanngeorgenstadt für unsere Leute lebenswert zu erhalten"
Die extreme Abwanderung beschäftigt auch Bürgermeister Holger Hascheck (55, SPD). "Wir versuchen, Johanngeorgenstadt für unsere Leute lebenswert zu erhalten. Wir haben alles hier: Kindergarten, Grundschule, Vereine, Arztpraxen und Einkaufsmöglichkeiten. Hier kann man gut leben und Jobs gibt es auch", sagte Hascheck dem MDR. Doch die Abwanderung konnte damit nicht gestoppt, nur verlangsamt werden.
Die Stadt setzt inzwischen auf den Abriss alter maroder Häuser. Diese Ruinen seien nicht attraktiv, kosten zudem viel Geld. Attraktiver machen fehlende Häuser Johanngeorgenstadt allerdings auch nicht. Vor allem fehlt es an jungen Leuten. Der Altersdurchschnitt liegt aktuell bei über 55 Jahren.
Ein Phänomen, welches man im gesamten Erzgebirge beobachten kann. Aus diesem Grund gibt es etliche Projekte, die weggezogene Erzgebirger wieder in ihre Heimat locken sollen.
So startete im vergangenen Jahr die Aktion "hERZmenschen". Popsternchen Lisa Wohlgemuth (27) brachte einen Song heraus, mit dem Exil-Erzgebirger zum Umzug in die Heimat bewegt werden sollen (TAG24 berichtete).
Titelfoto: Ralph Kunz