Expertin schlägt Alarm: Unsere Igel verschwinden!
Lugau - Große Sorge um kleine Stacheltiere: Fast 100 Igel in Not füttert Kathrin Effenberger (60) derzeit in der Igelstation des Vereins "Stachel und Co. Erzgebirge" durch. Etwa 35 erwachsene Igel sind wegen Verletzungen in Pflege oder weil sie ausgemergelt sind, dazu mehr als 60 Igelkinder. Sie alle sind zu leicht, um ohne Hilfe den Winter zu überstehen, die meisten sind außerdem krank.
"Die Igel leiden dieses Jahr in einem Ausmaß an Parasiten, wie ich es noch nie erlebt habe", sagt die Englisch-Lehrerin, die schon seit fast 20 Jahren ehrenamtlich Igel betreut.
Kathrin Effenberger macht den Insektenrückgang dafür verantwortlich: "Die natürliche Nahrung der Igel besteht vorwiegend aus Insekten, vor allem Laufkäfer. Wenn sie die nicht finden, fressen sie vermehrt Schnecken, die als Parasitenträger gelten."
Seit 2020 haben Igel die Vorwarnstufe auf der Roten Liste Deutschlands erreicht. "Ich befürchte, dass die Igel bald zur bedrohten Art werden, wenn das so weitergeht", meint die Igel-Expertin.
Auch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie weiß um den zunehmenden Rückgang der Population in den vergangenen zwei Jahren.
"Hauptursachen sind Verluste durch Straßenverkehr und Lebensraum, mehr Gefahrenquellen wie Mähgeräte und Nahrungsmangel bedingt durch den Rückgang von Insekten", so Sprecherin Karin Bernhardt.
Konkrete Zahlen zum Verschwinden der Igel sind nicht bekannt, weil es bisher keine regelmäßige Bestandserfassung gibt. Jedoch sei die Sorge einer Gefährdung "nicht unbegründet".
Titelfoto: Uwe Meinhold