Es reicht! Männelmacher klagen gegen Billig-Nussknacker "im Erzgebirge-Stil"
Olbernhau - Erst Nussknacker kopieren und dann auch noch erzgebirgische Handwerkskunst schmähen - da platzt den echten Männelmachern der Kragen!
Weil der Teleshopping-Kanal Pearl-TV mit Billig-Nussknackern "im Erzgebirge-Stil" wirbt, geht der Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller gerichtlich gegen den Anbieter vor.
Und war perplex, was er von der Gegenseite zu hören bekam: "In der Klageerwiderung heißt es, dass Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge ein minderwertiges Tourismussouvenir sei. Gegen diesen Blödsinn verwahren wir uns ausdrücklich", schimpft Verbands-Chef Frederic Günther (37). "Unsere Produkte stehen bei Kunden für überdurchschnittliche Qualität."
Um für den guten Ruf der erzgebirgischen Handwerker zu streiten, fährt Günther im Mai persönlich zur Verhandlung am Landgericht Leipzig gegen den Anbieter Pearl. Außerdem macht er sich in zwei Wochen auf den Weg nach Brüssel.
Sein Ziel: EU-Schutz für das Erzgebirge. "Ich werde am 9. April eine Rede vor EU-Parlamentariern halten, um für einen Schutz der geografischen Angabe zu werben. Das gibt es bisher nur für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie den Dresdner Christstollen oder Champagner."
Angestrebt wird eine europaweite Verordnung, um den Produktschutz auf handwerkliche und industrielle Erzeugnisse auszuweiten. "Den Antrag darauf wollen wir Ende 2025 stellen", so der Verbands-Chef.
Billigimporte, die sich in wechselnden Formulierungen mit dem Begriff Erzgebirge schmücken, sorgen immer wieder für Rechtsstreitigkeiten. Günther: "Derzeit laufen etwa zehn Verfahren."
Titelfoto: Uwe Meinhold