Erzgebirge: Pfleger und Helfer in Angst vor der großen Klinik-Fusion
Annaberg-Buchholz - Unter den 2400 Mitarbeitern der vier Kliniken im Erzgebirge geht die Angst um. Die Standorte Annaberg-Buchholz, Zschopau und Olbernhau sollen noch in diesem Jahr mit Stollberg fusionieren. Was die Klinikleitung als "zukunftsfähige Struktur" anpreist, könnte aus Sicht von Gewerkschaft und Mitarbeitern die Gehälter drücken.
Am 7. Juli will der Kreistag die Fusion beschließen. Vor der Tür wird sie ein Protest aus den Kliniken empfangen. Ver.di-Sekretär Robin Rottloff (25): "Wir fordern gute Tariflöhne und Arbeitszeiten wie im Westen."
Er befürchtet: "Die Fusion mit Stollberg passiert bewusst, da es dort nur einen Haustarif gibt, niedriger als der Tarif des Öffentlichen Dienstes in den anderen Häusern. Umgekehrt sollen nichtmedizinische Bereiche in einer Servicegesellschaft ohne Tarif gebündelt werden."
Mandy Reichelt (53), Stationsleiterin in Zschopau, glaubt an einen Bestandsschutz, sieht aber die Gefahr, "dass Lohnsteigerungen künftig geringer ausfallen und wir ohne attraktive Gehälter nicht mehr ausreichend Nachwuchs gewinnen können".
Jessie Schütze (26), Intensivpflegerin in Annaberg-Buchholz, fühlt sich verraten: "Nach dem Klatschen in der Corona-Krise wurde viel versprochen. Jetzt kriegen wir einen Schlag ins Gesicht."
Der Erzgebirgskreis weist die Kritik zurück. Die Dienstleistungsgesellschaft werde sehr wohl mit Tarifvertrag arbeiten. Für Pflegekräfte gelte dauerhafter Gehalts-Bestandsschutz. Künftige Mitarbeiter sollen "mindestens so gut gestellt werden wie in anderen Kliniken der Region".
Titelfoto: Maik Börner