Jan Raupach (52) ist einer der Letzten seiner Art: Ein Wanderschäfer aus Leidenschaft
Niederzwönitz - Es ist eiskalt auf der Weide im Erzgebirge. Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius und 30 Zentimeter Neuschnee muss Wanderschäfer Jan Raupach (52) in diesen Tagen trotzen. Das gelingt am besten im Zwiebel-Look: unter anderem mit guter Thermo-Unterwäsche, einem Lammfell und gleich zwei Paar dicken Handschuhen.
"Am Ende ist alles eine Kopfsache. Richtig schäfern - das muss man wollen", sagt der Zschorlauer. Den dicksten Mantel tragen ohnehin seine rund 600 Schafe.
Seit vergangenem Frühling lassen die Tiere schon ihr Fell wachsen. Damit sind sie gut gerüstet für den täglichen - bis zu 17 Kilometer langen - Marsch durch die Kälte. So weit laufen - auch das hält warm, weiß der Berufsschäfer.
Eigentlich Berufungsschäfer, denn Raupach ist mit Schafen aufgewachsen. Er liebt seine Arbeit über alles. Schon sein Vater hatte Herdentiere gehalten. Bereits mit acht Jahren half der kleine Raupach den Mütterschafen bei der Geburt ihrer Lämmer - ganz allein. Schon da zeichnete sich deutlich ab, dass seine Passion für die Tiere einmal sein Job werden würde.
Heute ist er einer der Letzten seiner Art. Dem Berufsstand wird einiges zugemutet und er ist vom Aussterben bedroht. Mit seinen 52 Jahren passt Raupach ziemlich genau ins Durchschnittsalter der Berufsschäfer: "Der Nachwuchs fehlt", sagt er.
Und die Anreize: "Sich jeden einzelnen Tag um die Tiere kümmern - egal ob Weihnachten, Silvester oder Ostern - und die Bezahlung, die bei den vielen Arbeits-Stunden nicht einmal dem Mindestlohn entspricht: Da haben junge Leute keine Lust drauf. Und das kann ich verstehen."
Titelfoto: Uwe Meinhold