Online-Ansturm auf traditionelle Erzgebirgskunst: Das ist der Grund!
Olbernhau - Kein Weihnachtsmarkt? Kein Problem! Dank des Online-Booms können sich manch Pyramiden-Schnitzer und Holzkünstler vor Bestellungen kaum retten. Leiden werden nur die Kleinen.
"Wir hatten ein deutlich besseres Jahr als sonst", sagt Holger Drechsel (51). Das können 2020 nicht viele behaupten. Doch der Online-Shop "Erzgebirgskunst Drechsel" boomt. Auch bei vielen Schnitzern verlagert sich die Nachfrage ins Internet.
Nach der Absage der Weihnachtsmärkte blickten viele Produzenten und Händler der erzgebirgischen Holzkunst pessimistisch in die Zukunft. Denn manche von ihnen machen dort fast den ganzen Jahresumsatz. Es gab die Angst, auf den Waren sitzenzubleiben.
Jetzt ist das Gegenteil eingetreten: "Wir können gar nicht alles leisten, was bestellt ist", sagt Angela Vogel (55), Inhaberin der Schnitzkunststube Matthias Vogel in Sosa. "Die Leute wollen auch ohne Weihnachtsmärkte unsere Sachen." Daher haben sie und ihre fünf Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Grund ist vor allem der Online-Handel. Denn dort ist die Nachfrage im Moment größer als das Angebot.
Auch für Holger Drechsel liegt das größte Problem gerade darin, die vielen Bestellungen einigermaßen abzufangen. "Die großen Hersteller, die einen Online-Handel haben, werden unter dem Strich profitieren", sagt er.
Allerdings befürchtet er, dass kleinere Schnitzerwerkstätten, die ihre Waren in Laden-Geschäften verkaufen, nicht so gut durch die Krise kommen.
Im Thumer Schnitzerstübel setzt Inhaberin Yvonne Richter (45) weiter auf den Verkauf vor Ort. Ihr bereitet der neue Lockdown Sorgen: "Bis Ende Oktober war es in Ordnung, aber jetzt fehlen die Touristen", sagt sie. Sie hofft auf ein starkes Weihnachtsgeschäft - von Angesicht zu Angesicht.
Titelfoto: Uwe Meinhold