Erste Oberschule im Erzgebirge verteilt Mittagessen kostenlos, weil kaum einer mehr bezahlt

Marienberg - Die Zahl der Schüler, die am Schulessen teilnehmen, schrumpft seit Corona kontinuierlich. Dafür gibt es vielfältige Gründe. Die Heinrich-von-Trebra-Oberschule in Marienberg (Erzgebirge) verteilte am Montag zum ersten Schultag kostenloses Mittagessen, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen.

Simone Lupaschko bei der Essenausgabe in der Heinrich-von-Trebra-Oberschule Marienberg.
Simone Lupaschko bei der Essenausgabe in der Heinrich-von-Trebra-Oberschule Marienberg.  © Uwe Meinhold

"Vor Corona waren es circa 120 Essen am Tag. Jetzt sind es nur noch zwischen 20 und 30 Mahlzeiten", sagt Sebastian Bloi (42), Leiter von "Marienberg Menü Bloi", der die umliegenden Schulen in der Region mit Essen versorgt.

Laut Sebastian Bloi bewegt sich die Preisspanne für eine Mahlzeit bei der Oberschule (Schülerzahl: 420) zwischen 3,95 Euro und 4,15 Euro. Für viele Eltern ist das nicht mehr erschwinglich.

Die Nachwirkungen von Corona sowie die immer höheren Energie- und Lebensmittelpreise machen auch vor der Essenversorgung von Schülern nicht halt.

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Schulleiterin Norma Grube (39): "Die Lage ist dramatisch. Neben den Preiserhöhungen ist auch der allgemeine Lehrermangel ein Grund für diesen Zustand."

Während Corona sank die Zahl der Schüler, die an Schulspeisungen teilnehmen, drastisch. (Symbolbild)
Während Corona sank die Zahl der Schüler, die an Schulspeisungen teilnehmen, drastisch. (Symbolbild)  © Franziska Kraufmann/dpa

Eine vernünftige Essensversorgung ist die Grundlage für einen geregelten Tagesablauf bei Kindern

Schulleiterin Norma Grube (39) sieht neben der Preissteigerung auch den allgemeinen Lehrermangel als Ursache.
Schulleiterin Norma Grube (39) sieht neben der Preissteigerung auch den allgemeinen Lehrermangel als Ursache.  © Uwe Meinhold

Aufgrund des Mangels und der Krankheitsvertretung gehen Schüler auch häufiger früher nach Hause. Dabei sei die Mittagsmahlzeit für die Kinder notwendig: "Das Schulessen ist wichtig, um den Tag zu rhythmisieren", so Norma Grube.

Sie erklärt, dass es vereinzelt Schüler gibt, die von ihren Eltern nichts zu essen mitbekommen und dann den ganzen Tag keine Nahrung zu sich nehmen. Dabei sei eine vernünftige Essensversorgung Grundlage für einen geregelten Tagesablauf.

Am Montag wurde für die gesamte Schule kostenlos Essen ausgegeben. Gesponsert hat die Aktion das Autohaus Stülpner & Kaden. Bundestagsabgeordnete Ulrike Harzer (54, FDP) hat Fachkollegen aus ihrer Partei auf das Problem aufmerksam gemacht.

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Sie hält es für wichtig, dass die schwächsten Familien unterstützt werden müssen. Aber: "Ich sehe es nicht als Aufgabe des Staates, das komplett zu finanzieren. Das ist auch eine Aufgabe der Gesellschaft", so Harzer.

Sebastian Bloi (42) vom Cateringservice: "Vor Corona waren es circa 120 Essen am Tag. Jetzt sind es nur noch zwischen 20 und 30 Mahlzeiten."
Sebastian Bloi (42) vom Cateringservice: "Vor Corona waren es circa 120 Essen am Tag. Jetzt sind es nur noch zwischen 20 und 30 Mahlzeiten."  © Uwe Meinhold
Essenausgabe in der Oberschule.
Essenausgabe in der Oberschule.  © Uwe Meinhold

Ein Symptom, viele Ursachen

Kommentar von Robert Preuße

Reporter Robert Preuße.
Reporter Robert Preuße.  © Eric Münch

"Ohne Mampf kein Kampf". Das alte Sprichwort fasst es ziemlich gut zusammen: Wenn man Leistung bringen will, dann muss man auch versorgt werden. Das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche. Schwierig wird es dann, wenn immer weniger Schüler dieses Angebot wahrnehmen.

Wenn kaum noch Schüler am Mittagessen teilnehmen, dann hat dies viele Ursachen - und kann dramatische Konsequenzen haben. Besonders sozial schwache Familien können sich die Schulessen für ihre Kinder nicht mehr leisten - auch weil die Preise gerade durch die Decke gehen.

Ein weiterer Grund wurde bei der gestrigen, kostenlosen Essensausgabe in Marienberg ebenfalls angesprochen: der allgemeine, immer offensichtlichere Lehrermangel. Wenn es immer weniger ausgebildete Lehrer gibt, die den Unterricht füllen, dann wird es logischerweise zu immer mehr Ausfällen kommen. Dies wiederum führt dazu, dass die Schüler früher nach Hause gehen. Oftmals mit leerem Magen.

Hier wäre es an der Politik, gegenzusteuern. Das Spektrum der Vorschläge ist groß - von kostenlosem Essen für alle auf Staatskosten bis zur Unterstützung nur für sozial schwache Familien.

So oder so: Eine Lösung muss so schnell wie möglich erfolgen. Dass Schüler in unseren Schulen nicht mehr an Speisungen teilnehmen, weil es sich die Eltern nicht mehr leisten können, ist ein Skandal.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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