Er war Kunstschutz-Offizier in der DDR: "Ich stehe immer noch unter Eid!"
Schneeberg - Wenn George Clooney (61) im Film "Monuments Men" in den Wirren des Zweiten Weltkrieges unter Einsatz seines Lebens Kunstgüter schützt, packt Günter Eckardt (72) ein wenig die Wehmut.
Eine Heldenrolle hat der Schneeberger nie gespielt, obwohl auch er Kunstschutz-Offizier war - in der DDR. Offiziell endete sein Auftrag mit der Abwicklung der Nationalen Volksarmee (NVA). Inoffiziell widmete der Kulturwissenschaftler sein Leben der Erforschung historischer Rätsel.
Bis heute sieht sich der Ex-Oberstleutnant alten Dienstgeheimnissen verpflichtet: "Ich stehe immer noch unter Eid!" Auch seine Petschaft, der Aluminium-Stempel zum Versiegeln von Schränken und Räumen, hängt noch am Schlüsselbund.
"Offiziell gab es meine Ausbildung gar nicht. Ich war Kulturoffizier, als ich 1984 den Befehl bekam, an der Uni Leipzig Kulturwissenschaften zu studieren. Wir waren dort zu dritt unter zivilen Studenten, ich vom Heer, einer von der Marine und einer von den Grenztruppen", erinnert sich der Schneeberger.
"Wir erhielten eine Grundlagenausbildung nach der Genfer Konvention und der Haager Landkriegsordnung. Im Kriegsfall wäre es unsere Aufgabe gewesen, einen Stab von 100 bis 150 Restauratoren und Sachverständigen zu leiten, um den Transport wertvoller Kunstschätze in Bunker und Stollen zu veranlassen."
Auch in die Suche nach verschollenen Kunstschätzen war Günter Eckardtinvolviert: "Ich war mit Paul Enke, der im Auftrag der Staatssicherheit nach dem Bernsteinzimmer suchte, im Kalkwerk Lengefeld."
"Im Erzgebirge haben die Römer schon vor Christus nach Kupfer gesucht"
Der Drang, historische Geheimnisse zu lüften, ließ Günter Eckardt auch nach der Wende nicht los.
Seine Recherchen führten ihn zu einer abenteuerlichen These: "Mitteldeutschland ist schon mindestens 4000 Jahre besiedelt. Im Erzgebirge haben die Römer schon vor Christus nach Kupfer gesucht."
Eckardt beschreibt seine Theorie im Buch "Neue Erkenntnisse zur Bergbau- und Siedlungsgeschichte Mitteldeutschlands", das in diesen Tagen im Mironde-Verlag erscheint.
Experimental-Archäologe Dominique Görlitz (56) würdigt es im Vorwort als "wertvollen Beitrag für die Erforschung der sächsischen Regional und Kulturgeschichte".
Titelfoto: Repro: Uwe Meinhold, Uwe Meinhold