Deutschlands bester Bergmann ist ein echt erzgebirgischer Kumpeltyp
Schneeberg - Bergmänner haben im Erzgebirge Tradition - und eine Zukunft. Bergparaden locken mit historischen Trachten Touristen, Pyramiden mit Bergmannsfiguren gehen in alle Welt. Doch der Beruf ist kein Relikt: Neuer Abbau bahnt sich an Lagerstätten für Flussspat und Zinn an.
Auch jahrhundertealte Stollensysteme und Wismut-Schächte sorgen immer noch für Arbeit. Längst suchen Bergbaufirmen wieder Nachwuchs - und sind froh, wenn sie solchen wie Emil Neubert (22) finden.
Der Rittersgrüner hat seine Ausbildung als bester Berg- und Maschinenführer Deutschlands abgeschlossen.
Er war einer von zwölf, die zur Prüfung angetreten sind. Durch seine Adern fließt Bergmannsblut: "Mein Uropa hat bei der Wismut gearbeitet, mein Vater im Tunnelbau", erzählt Emil Neubert. "Seit ich zwölf bin, gehöre ich zur Knappschaft Rittersgrün. Die Tradition ist mir ans Herz gewachsen."
Der junge Erzgebirger ging deshalb nach dem Abitur nicht an eine Uni, sondern begann eine Ausbildung bei der Bergsicherung Schneeberg. Ausbilder Hendrik Müller (43) lobt: "Er kann zupacken und man kann sich auf ihn verlassen. Das ist in dem Beruf das Wichtigste. Die Theorie war für ihn ein Klacks."
Doch auch Emil musste lernen, dass die Arbeit unter Tage nach wie vor ein Knochenjob sein kann: "Manchmal steuere ich mit einer Fernbedienung einen Minibagger, der die Arbeit macht. Aber manche Strecken sind so eng, dass man auf Knien reinkriecht und mit Hacke, Kohlenschaufel und Eimer hantiert. Das kann mühselig sein."
Eine Art Schornstein für den Stollen der Stadt
Tauschen möchte der junge Bergmann trotzdem nicht: "Der Beruf ist so abwechslungsreich, er vereint viele handwerkliche Tätigkeiten. Und an Orten zu arbeiten, wo vielleicht vor 300 oder 400 Jahren zuletzt ein Bergmann gestanden hat, ist faszinierend."
Aktuell befindet sich der Arbeitsplatz von Emil Neubert rund 100 Meter unter der Oberfläche. Am Stadtrand von Schneeberg wird ein alter Wismut-Schacht wieder ausgebaut.
Er soll als eine Art Schornstein für das Labyrinth der alten Stollen unter der Stadt dienen und Grubenluft ableiten, die sich sonst immer weiter mit Radon anreichern und für gesundheitsschädliche Belastungen in den Kellern der Stadt sorgen würde.
Titelfoto: Uwe Meinhold