Dieses DDR-Museum aus Sachsen zieht nach Brandenburg

Gelenau - Von A wie "Amiga" bis Z wie "Zetti": Das DDR-Museum in einer ehemaligen Kirche an der Straße der Einheit in Gelenau (Erzgebirge) beherbergt rund 20.000 Exponate aus dem sozialistischen Lebensalltag. Im Sommer geht diese Ära nach 16 Jahren zu Ende. Ein Abschied für immer?

Autorin Claudia Curth (49, l.) möchte die Ausstellung für ein Hotel in Brandenburg von Museums-Chefin Andrea Müller (55) übernehmen.
Autorin Claudia Curth (49, l.) möchte die Ausstellung für ein Hotel in Brandenburg von Museums-Chefin Andrea Müller (55) übernehmen.  © Uwe Meinhold

Die Idee zum Museum hatte Andrea Müller (55): "Ich fand auf dem Dachboden eine alte Kiste aus meiner Kindheit. Die Erinnerung daran fesselte mich." Auf Flohmärkten sammelte sie die ersten Exponate. 2005 entstand eine Wanderausstellung.

Das Museum ist in einer ehemaligen Kirche beheimatet. "2007 kaufte ich das Kirchenhaus und eröffnete ein Jahr später das Museum", so Müller.

Doch in den vergangenen Jahren gingen die Besucherzahlen stetig zurück. "Aufgrund der gleichzeitig gestiegenen Kosten und der rückläufigen Besucher werde ich das Museum im Juli schließen", so die 55-Jährige.

Im Erzgebirge entsteht ein neues Bergwerk
Erzgebirge Im Erzgebirge entsteht ein neues Bergwerk

Doch was passiert dann mit den Exponaten? Ursprünglich sei geplant gewesen, dass Leute anfragen können, um bestimmte Stücke zu erwerben. Mittlerweile gebe es bereits eine lange Liste an Interessenten für einzelne Exponate.

Nun scheint es doch eine andere Lösung zu geben. Ein Hotel in Brandenburg plant, die Ausstellung komplett zu übernehmen und in den dortigen Räumen neu auszurichten. Auch ein Pflegeheim ist dort in unmittelbarer Nähe ansässig. Claudia Curth (49), Autorin der "Erzgebirgsmärchen" aus Thalheim, stellte den Kontakt her.

"Ich plane, dort mithilfe der Ausstellung verschiedene Mitmach-Events vor allem mit älteren Menschen durchzuführen. Anhand der Exponate lassen sich viele Geschichten erzählen", so die 49-Jährige. Das Museum hat (noch) samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Bald wird dieses Schild der Vergangenheit angehören. Das DDR-Museum schließt im Juli.
Bald wird dieses Schild der Vergangenheit angehören. Das DDR-Museum schließt im Juli.  © Uwe Meinhold
Vom Fernseher bis zum Schulranzen. Circa 20.000 Exponate beherbergt das DDR-Museum in Gelenau.
Vom Fernseher bis zum Schulranzen. Circa 20.000 Exponate beherbergt das DDR-Museum in Gelenau.  © Uwe Meinhold
Auch die DDR-Mark und ein Mitgliedsbuch der SED sind dort ausgestellt.
Auch die DDR-Mark und ein Mitgliedsbuch der SED sind dort ausgestellt.  © Uwe Meinhold
Lebensmittel wie "Mocca Fix Gold" und der "Rondo Kaffee" sind Teil der Ausstellung an der Straße der Einheit in Gelenau.
Lebensmittel wie "Mocca Fix Gold" und der "Rondo Kaffee" sind Teil der Ausstellung an der Straße der Einheit in Gelenau.  © Uwe Meinhold

Wie Honeckers Brille im Erzgebirge landete

Diese Lesebrille im DDR-Museum Gelenau soll von Erich Honecker stammen. Ein Pastor stellte sie dem Museum zur Verfügung.
Diese Lesebrille im DDR-Museum Gelenau soll von Erich Honecker stammen. Ein Pastor stellte sie dem Museum zur Verfügung.  © Uwe Meinhold

Im DDR-Museum in Gelenau gibt es neben Spielzeug, Küchenutensilien, Schulranzen und Co. auch eine echte Rarität: eine Brille, die offenbar Erich Honecker (†1994) gehörte!

Erich und Margot Honecker kamen zu Beginn des Jahres 1990 im Pfarrhaus eines Pastors in Lobetal bei Bernau unter. Als sie im April weiter nach Beelitz zogen, fand der Pastor im Nachttisch-Schrank diese Lesebrille.

"Es war eine Sensation, dass Honecker damals ausgerechnet bei einem Pastor unterkam", erinnert sich Andrea Müller (55) vom DDR-Museum. Der Pastor wollte sie zunächst wegwerfen, fragte aber später bei Honecker an, ob er seine Brille zurückhaben wolle. "Ich habe genug Lesebrillen", so die Antwort Honeckers.

Dichter Schneefall im Erzgebirge: Drifter auf Fichtelberg unterwegs
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Im Zuge der bundesweiten Berichterstattung über das DDR-Museum nach der Eröffnung wurde der Geistliche darauf aufmerksam. Er vermachte die Brille dem Museum.

"Wo passt sie besser hin als hierher?", soll der Pfarrer damals gesagt haben. Seitdem gibt es einen "echten Honecker" im Museum.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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