Baustelle schneidet behinderter Tochter Zufahrt ab
Niederwürschnitz - Sie fühlen sich im Stich gelassen: Auf der Hohensteiner Straße in Niederwürschnitz (Erzgebirgskreis) wurde die Bundesstraße aufgerissen, die Leitungen darunter werden seit einem Jahr erneuert. Norman (45) und Nancy Fankhänel (43) kämpfen seitdem gegen Verwaltungs-Windmühlen. Denn ihre behinderte Tochter Bella (20) kommt kaum noch nach Hause.
"Dem Straßenbauamt wärs wohl recht, wir würden uns Flügel wachsen lassen", sagt Nancy Fankhänel kopfschüttelnd. Am gestrigen, verregneten Dienstag steht sie mit ihrem Mann auf dem Parkplatz von "Trägers Preisbombe".
Hier muss neuerdings der Werksbus für ihre Tochter halten, die beiden holen sie ab. Denn Bella schafft es nicht allein nach Haus. Wegen eines Gendefekts ist die 20-Jährige seit ihrer Geburt schwerbehindert, eine Spastik lähmt ihre linke Körperhälfte.
Laufen kann sie nicht lange. Ihre orthopädischen Maßschuhe kosten 2500 Euro das Paar.
Normalerweise hält der Bus direkt vor der Haustür. Doch seit vergangenem Sommer geht das nicht mehr: Mehrere Baufirmen verrichtet dort ihre Arbeiten. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Um Bellas Recht auf Teilnahme und Mobilität zu realisieren, schlug die Familie drei Lösungen auf einer Anliegerversammlung im September 2022 vor: einen Weg entlang des kommunalen Wasserspeichers, das Feld vorm Haus abzumähen und aufzuschütten, den Wanderweg hinterm Haus fürs Auto nutzbar zu machen.
Die Antwort des zuständigen Landesamts für Straßenbau und Verkehr? Alles abgelehnt. Die übrigen Beteiligten schoben die Verantwortung auf Glauchaus Wasserversorger. Der war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Titelfoto: Uwe Meinhold