Diabetiker klagt an: So hart ist mein Leben mit Corona
Annaberg-Buchholz - Im Erzgebirgskreis haben fast 42.000 Menschen Diabetes. Tendenz steigend. Der Zeichner Thomas Bartels (37) leidet unter dem gefährlichen Typ 1. Er schilderte sein Schicksal öffentlich, klagte an.
Gesundheitspolitiker Alexander Krauß (44, CDU) und Rosemarie Wallig (64) vom Deutschen Diabetiker Bund (DDB) hörten vorm heutigen Welt-Diabetestag zu und sprachen mit.
"Mit neun Jahren kam ich mit einem Blutzuckerwert von 54 Millimol/Liter ins Krankenhaus. Normal sind 5 bis 6,5. Ich wog nur noch 17 Kilo. Die Diagnose war Grippe", sagt Bartels. Er spritzt achtmal täglich Insulin. 100.000 Einstiche - auch für Messungen - sind es bisher. Für Pens und Hautpflege zahlt er monatlich bis zu 150 Euro.
Corona verschärft die Situation des Risikopatienten. Führungen im Besucherbergwerk und Ausstellungen platzten.
Hohe Dunkelziffer an Diabetikern im Erzgebirgskreis
Ihm droht Arbeitslosengeld: "Ich weiß nicht, wie es weiter geht." Aber viel schlimmer seien Image, mangelnde Differenzierung und Verharmlosung von Diabetes. Behörden seien desinteressiert, Fachpersonal oft erschreckend inkompetent.
DDB-Landesvorsitzende Rosemarie Wallig ist seit 30 Jahren Pumpenträgerin. "Viele leben jahrelang mit unerkanntem Diabetes. Erst bei Symptom-Auftreten kommt es raus", sagt sie. Der "angefressene Diabetes" sei Irrglaube, aber Ernährung spiele eine Rolle.
In Sachsen gibt es 50 Selbsthilfegruppen und rund 90 Schwerpunkt-Praxen. Alexander Krauß verspricht Hilfe: "Der Bundestag will Diabetiker-Versorgung und Insulin-Forschung stärken, Zucker in Nahrung reduzieren", sagt er.
Die Volkskrankheit falle oft nicht auf, die Dunkelziffer im Landkreis läge bei 8000. Auch deshalb will Bartels weiterhin informieren, nicht nur zum Welt-Diabetestag.
Titelfoto: dpa/Matthias Hiekel, Uwe Meinhold