Damaliges Projekt gescheitert: Wohnhaus von Adam Ries verfällt
Annaberg-Buchholz - Mit Adam Ries (1492-1559) schmückt sich Annaberg gern. Seine einstige Rechenschule ist zum preisgekrönten Museum ausgebaut, Kinder tüfteln beim Adam-Ries-Wettbewerb, Straßen und Gebäude sind nach ihm benannt.
In einem jämmerlichen Zustand ist dagegen die Riesenburg - ein Vorwerk, in dem der Rechenmeister ab 1539 lebte. Miteigentümer des denkmalgeschützten Anwesens ist ausgerechnet Oberbürgermeister Rolf Schmidt (58, Freie Wähler).
Der Blick aus dem Fenster macht Dorothea Jahn (91) das Herz schwer: "Das war mal mein ganzer Stolz, meine Riesenburg. Hier habe ich ein Leben lang von früh bis abends gearbeitet. Jetzt muss ich zuschauen, wie alles zusammenbricht."
Die Annabergerin lebte 57 Jahre mit ihrem Mann, einem Nachfahren von Ries, in dem Haus. 2007 verkaufte sie die Riesenburg an eine Eigentümergemeinschaft, der auch der heutige OB angehört. "Damals sah das Haus noch gut aus", sagt die Seniorin und blättert in alten Fotos.
Ein Naturhof mit ökologischer Landwirtschaft sollte aus der Riesenburg werden - so waren die Pläne der Eigentümer, die einen Betreiberverein gründeten. Ein Projekt wurde erstellt, Fördermittel beantragt, der Abriss eines Nebengebäudes begonnen.
Nach zwölf Jahren hat sich der Hof in eine Ruine verwandelt. Nachbar Thomas Mauersberger (57) sorgt sich: "Hier ist nichts abgesperrt. Die Grundschule ist in der Nähe. Das ist kreuzgefährlich."
OB Schmidt sagt: "Unser damaliges Projekt ist leider an politischen Befindlichkeiten gescheitert. Einen neuen Partner zu finden war schwierig. Jetzt gibt es einen, mit dem es dieses Jahr vorangehen soll, aber künftig ohne mich als Miteigentümer."