A72 führt direkt am Grundstück vorbei: Warum hilft niemand gegen diesen Dauerlärm?
Jahnsdorf - Im Grünen wohnen und seine Ruhe haben - für eine Jahnsdorfer Familie klingt das wie blanker Hohn. Ihr Haus an der Seifersdorfer Straße in Jahnsdorf (Erzgebirge) steht nur 75 Meter von der A72 entfernt, dazwischen gibt es keinen Lärmschutz.
Keine Wand, kein Wall, nichts. Bewohner Christian Wild (65) versteht die Welt nicht: "Dauerlärm macht krank. Aber keine Behörde hilft uns."
Dabei sind die Regeln klar: Das Haus wurde 1900 errichtet, die Autobahn 36 Jahre später. Zudem kamen Experten nach einer Beschwerde Wilds 2001 ins Haus und maßen den Lärm. Ergebnis: Tags und vor allem nachts sind die Grenzwerte überschritten.
Wild bekam damals 1500 Euro für neue Fenster. Lärmschutz nicht. Auch 2004 nicht, als die A72 beim Umbau noch näher rückte. "Die letzten Häuser in Seifersdorf bekamen Lärmschutz. Nur wir nicht", ruft Kerstin Wild (60) gegen den Krach am offenen Fenster.
Das Handy misst am Gartenzaun einen Lärm von 100 Dezibel
Die Wilds wohnen seit 1993 im Lärmhaus, ein Erbstück des Vaters aus einer Zeit, als nur ab und zu ein Trabi oder Lada vorbei zuckelte.
"Heute reißt der Verkehr nicht mehr ab", klagt Christian Wild. "Lastwagen ohne Ende, am Wochenende Pendlerverkehr, und früh stürmen alle zur Arbeit."
Das Handy misst am Gartenzaun 100 Dezibel. An Kaffeetrinken im Garten ist nicht zu denken, an Schlaf ohne Ohropax auch nicht. Leisere Zeiten gibt es nur nach Unfällen. Ruhe fordert das Paar dauerhaft: "Laut Immissionsschutzgesetz steht uns Lärmschutz zu."
Rico Anton (44, CDU), der hier seinen Landtagswahlkreis hat und neuer Landrat werden will, erfuhr durch TAG24 vom Lärmhaus. Er verspricht: "Die Situation ist nicht hinnehmbar. Ich werde mich für eine Lösung einsetzen."
Titelfoto: Maik Börner