Erstochene Wiktoria (†16): Mutter stellt sich gegen Selbstjustiz in Großröhrsdorf
Großröhrsdorf - Sechs Tage ist es her, seit die Schülerin Wiktoria (†16) in einem Garagenhof erstochen wurde, sechs Tage ermittelt nun die Mordkommission, doch einen konkreten Tatverdächtigen haben sie noch nicht. In der Kleinstadt herrscht Angst, aber auch Wut und üble Verdächtigungen. Gegen letztere setzte sich nun Wiktorias Mutter zur Wehr.
Am Morgen nach der Tat setzten die Ermittler alles in Bewegung, um den Messerstecher zu finden, leerten Mülltonnen, durchkämmten die Röder, befragten Zeugen.
Schon während die Polizisten suchten, vibrierten die Handys im Ort: Über Messenger verbreiteten sich Bilder eines jungen Mannes, welcher angeblich die Tat begangen haben soll.
Als Tage später noch immer kein konkreter Tatverdächtiger gefunden war, musste sogar die Polizei eine Gefährderansprache durchführen, da ein Einheimischer Gewalt gegen den angeblichen Täter angekündigt hatte.
Eine Lage, die die Situation für die trauernden Angehörigen noch unerträglicher macht. Deshalb wandte sich Wiktorias Mutter am Dienstagabend erstmals über ihren Anwalt an die Öffentlichkeit: Sie sei immer noch schockiert und kann die Tat und den Tod ihrer Tochter nicht begreifen.
Allerdings sei die Familie aufgrund der in den sozialen Netzwerken gestarteten und im Ort beginnenden Selbstjustiz in großer Sorge. "Wir bitten hiermit die Öffentlichkeit, die Ermittlungen den erfahrenen Polizeibeamten der Mordkommission Bautzen zu überlassen und sind uns auch sehr sicher, dass der Täter zeitnah dingfest gemacht werden kann", sagt sie.
"Jeder soll bitte Alleingänge und unbegründete Vermutungen in den sozialen Netzwerken unterlassen, sondern Hinweise stattdessen der Polizei mitteilen. Das wäre auch der Wunsch von Wiktoria gewesen."
Tatsächlich sucht die Polizei noch immer Zeugen und Hinweise zu der Tat, konzentrierte sich zuletzt auf das soziale Umfeld der Schülerin. Wer etwas weiß: 03581/4680.
Titelfoto: Montage: dpa/Tino Plunert, privat