Staatsakten werden zu Klopapier: Alte Dokumente sind ein Fall für den "Reißwolf"
Dresden/Chemnitz - Sachsens Behörden produzieren jeden Tag Dutzende Regalmeter Akten. Die vielfach brisanten Ordner müssen nach einem gewissen Zeitraum gründlich vernichtet oder zumindest weggeschlossen werden. Diese Aufgabe übernehmen in Sachsen hoch spezialisierte Profis der Firma "Reißwolf" aus Chemnitz.
Mehrmals in der Woche rumpelt es im Dresdner Regierungsviertel. Transporteure in Arbeitsbekleidung schieben silberne Container an riesige LKW, die mit ganz besonderen Vorrichtungen versehen sind: einer Schleuse und einer 20 Quadratmeter großen Quetsche.
"Diese Presse drückt die Aktenberge erstmal dicht zusammen", beschreibt Marcel Rietzschel (32) den Vorgang. Rietzschel ist Vertriebschef der "Reißwolf Akten- und Datenvernichtung GmbH Sachsen".
Die Chemnitzer sind eine Tochter der Hamburger Reißwolf-Firma, nach eigenen Angaben zweitgrößter Archiv-Dienstleister in Deutschland. Die Chemnitzer Tochter ist seit 1992 am Markt.
In Chemnitz oder am Thüringer Standort Geschwenda angekommen, sind die LKW Teil einer ausgeklügelten Technologiestrecke: "Hier schreddern wir das Material in 500 Kilogramm schwere Papierballen", so Rietzschel.
Der Stampf wird angefeuchtet durch Siebe gedrückt und dann mit 16 Tonnen Druck gepresst.
Übrig bleiben Ballen mit 0,5 Millimeter großen Papierschnipseln, also unkenntlich gemachte Papiermasse. "Daraus entsteht Toilettenpapier. Auch Papierhandtücher werden aus den zerkleinerten Resten gemacht", so der Manager weiter.
Auch elektronische Datenträger werden zerstört
Für elektronische Datenträger gibt es ebenfalls ein Zerkleinerungsverfahren. Das lässt nur noch Quadratmillimeter große Bruchstückchen übrig, aus denen garantiert nichts mehr ausgelesen werden kann, lautet das Versprechen.
Allerdings werden Akten nicht nur zerstört. Reißwolf übernimmt für unzählige sächsische Behörden und Ministerien auch die Archivierung- und Einlagerung, zum Beispiel aktuell Fördermittel-Anträge von Firmen zur Überbrückung der Corona-Krise.
Ob Zerkleinerung oder Lagerung: Oberstes Geschäftsprinzip ist Diskretion.
Titelfoto: Uwe Meinhold