Ekliger Wanzen-Alarm in Sachsen: Lange Trockenheit bringt Schwemme
Dresden/Chemnitz - Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt 'ne kleine Wanze ... Unangenehm wird's, wenn die Insekten in Häuser eindringen. Das kommt in diesen Tagen vermehrt vor. Einige Wanzen-Arten verbreiten sich im Freistaat rasant.
In Dresden befallen aktuell massenhaft Platanenwanzen Häuser entlang der Fetscherstraße (dort wachsen viele Platanen) in der Johannstadt und Striesen, dringen in Fensterrahmen ein.
"Ich traue mich gar nicht mehr zu lüften", sagt eine Anwohnerin. "Dann verteilen sich die Wanzen an Wänden und Decken in der Wohnung."
Experten wissen, warum: "Die Tiere kommen jetzt zur Überwinterung auf der Suche nach geschützten Plätzen in Geräteschuppen, Gartenlauben und manchmal auch in Häuser", erklärt Insekten-Fachmann Matthias Nuß (54) vom Senckenberg Museum für Tierkunde in Dresden.
"Sie richten aber keinen Schaden an." Auch das Landesumweltamt stuft sie nicht als Parasiten, sondern als Lästlinge ein.
Platanenwanzen (5,5 Millimeter) sind nicht die einzigen Eindringlinge in menschliche Behausungen. Gehäuft treten auch Amerikanische Zapfenwanzen (bis 20 Millimeter, besiedeln bevorzugt Kiefern) auf.
Da sie keine Fressfeinde haben, können sie sich rasant vermehren
Die gibt es erst seit 2009 im Freistaat Sachsen. Da sie keine Fressfeinde haben, konnten sie sich rasant vermehren.
Mittlerweile haben sich die Lästlinge auch in den Regionen Leipzig, Dresden, Zwickau und Chemnitz ausgebreitet.
"Im letzten Jahr hatten wir verstärkte Meldungen. Auch wegen der Grünen Stinkwanze", sagt Kay Petersen (48) von "Sommer Kammerjäger", die Schädlinge in Chemnitz und Umgebung bekämpfen.
Sein Rat an betroffene Hausbewohner: "Die Wanzen sind harmlos. Am besten Sie entlassen sie wieder nach draußen."
So könne man sie vorsichtig mit einem Handbesen aufkehren. Bei Parasiten wie Bettwanzen sollten Sie jedoch die Kammerjäger alarmieren.
Insgesamt gibt es 619 Wanzen-Arten im Freistaat. Für Aufsehen sorgen immer wieder auch Lindenwanzen (gibt's seit 2016), die in Schwärmen "teppichartig" Baumstämme besetzen, wie dieses Jahr etwa in Großenhain.
Mit dem nahenden Winter ist der Wanzen-Spuk bald vorbei. Erst im wärmeren Frühjahr krabbeln (oder fliegen) die Insekten wieder, verlassen ihre Quartiere.
Titelfoto: Steffen Füssel / privat