Einsteins Erben wollen die Lausitz zum Forschungszentrum machen
Ralbitz - Die Lausitz greift nach den Sternen. Im Zuge des Strukturwandels sehen Wissenschaftler die Chance, in der alten Kohleregion ein Forschungszentrum für Astrophysik zu bündeln.
Eines haben die Lausitz und das Universum gemeinsam: schwarze Löcher.
Doch während die Tage des Kohleabbaus gezählt sind und seine Wunden geschlossen werden, gilt es, die Löcher im All erst noch zu erforschen.
Doch anders als in anderen Wissenschaftsbereichen gibt es noch kein Deutsches Forschungszentrum für Astrophysik (DZA). "Wir wollen, dass es in der Lausitz entsteht", sagt Astrophysiker Christian Stegmann (56), der als Direktor dem Bereich Astroteilchenphysik beim Deutschen Elektronen-Synchrotron vorsteht.
Konkret besteht das Konzept aus drei Säulen. Zum einen sollen Datenströme verschiedener astronomischer Observatorien weltweit in Sachsen zusammenlaufen.
Stegmann: "Wir empfangen mit den Radioteleskopen Datenmengen, die das jetzige Internet in den Schatten stellen."
Dafür seien Ideen für neue Computer und Softwareentwicklung erforderlich. Die Nähe zum Silicon Saxony passe da sehr gut.
200 Meter unter der Erde soll das "Einstein-Teleskop" entstehen
Teil zwei betrifft ein Technologiezentrum, das neue Halbleiter-Sensoren und Silizium-Optiken für Observatorien entwickeln soll.
Die dritte Komponente: 200 Meter unter der Erde soll das "Einstein-Teleskop" entstehen, ein schon geplantes europäisches Großprojekt. Das Teleskop soll in einem Tunnelsystem in Form eines Dreiecks mit je zehn Kilometern Kantenlänge Gravitationswellen messen - und so neue Einblicke ins Universum ermöglichen. An jedem Eckpunkt des Dreiecks sind Labore im Untergrund geplant.
"Die Lausitz sitzt auf einem Schatz, das ist 200 Meter unter der Erde ein großer Granitstock mit einem Durchmesser von 20 Kilometern", erklärt Stegmann. Der Stock sei ungebrochen und garantiere die für solche Forschungen erforderliche Ruhe.
Das DZA gehört zu den Vorhaben, die es ins Finale für die beiden sächsischen Großforschungszentren (GFZ) von Bund und Land im Zuge des Kohleausstiegs geschafft haben.
Im Sommer fällt die Entscheidung. Im Falle eines Zuschlags rechnet Stegmann mit einem Jahresetat von 170 Millionen Euro und mindestens 1000 direkten Arbeitsplätzen in Handwerk, Technik und Wissenschaft.
Titelfoto: Nikhef