Ein Verein bereits pleite: Sachsens Jugendhilfe durch Sparpläne in Gefahr?
Von Jörg Schurig
Radebeul/Dresden - Die Träger der Jugendhilfe in Sachsen befürchten angesichts von Einschnitten einen Kahlschlag und sehen das Kindeswohl gefährdet. Die Diakonie und die Kinderarche Sachsen fordern daher dringend Maßnahmen, um das System der Kinder- und Jugendhilfe zu stabilisieren.
"Wir brauchen jetzt einen politischen Willen, der sich an den Bedürfnissen der jüngsten und verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft orientiert. Es geht um ihre Zukunft und um die Wahrung ihrer Rechte", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Sachsen Dietrich Bauer.
Nach Angaben der Diakonie stehen die Jugendämter in Sachsen vor mehreren gravierenden Herausforderungen: "Neben dem Personalmangel und der Überlastung der Jugendämter fehlt es an Pflegefamilien und anderen passenden Unterbringungsmöglichkeiten."
"Die psychischen Belastungen junger Menschen haben seit der Corona-Pandemie stark zugenommen. Wir brauchen ein gut ausgestattetes Netz aus Jugendhilfeangeboten, Erziehungsberatung und therapeutischer Versorgung", betonte Kathleen Jevlasch, Diakonie-Referentin für Kinder- und Jugendhilfe.
Der neue Doppelhaushalt müsse ein Haushalt für junge Menschen sein, hieß es. Auch die Kommunen seien in der Pflicht, die Mittel für Kinder- und Jugendliche in ausreichendem Maß einzusetzen. "Wenn weiterhin der Sparzwang regiert, blicken wir in eine düstere Zukunft."
Jugendring Oberlausitz ist zahlungsunfähig
"In manchen Wohngruppen warten Jugendliche monatelang auf ihr Hilfeplangespräch, weil die Mitarbeitenden im Jugendamt priorisieren müssen und aktuell nur Zeit für Krisengespräche haben", teilte die Kinderarche, ein Mitgliedsverband der Diakonie, mit.
Die Linken verwiesen auf die Insolvenz des Jugendringes Oberlausitz, der nach 33 Jahren seine Arbeit einstellen muss. Er werde wegen Zahlungsfähigkeit aufgelöst - auch weil der Landkreis Görlitz und Sachsen die benötigten Fördermittel nicht zugesagt haben, erklärte die Abgeordnete Juliane Nagel (46).
"Die Staatsregierung ist mitverantwortlich für diese Insolvenz. Die Jugendpauschale, die eigentlich die Kommunen bei der Jugendarbeit unterstützen soll, wurde seit 2010 kaum erhöht", betonte Nagel.
Insgesamt reichten die Zuweisungen an die Kommunen nicht aus.
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