Ein Weg aus der Energiekrise: Sächsischer Müll statt Russen-Gas
Dresden/Lauta - Müllverbrennung liefert Strom und Wärme, kann damit russisches Gas ersetzen. Der Großteil des sächsischen Mülls wird jedoch außerhalb des Freistaats verbrannt. Denn es gibt hier nur eine einzige Anlage - bisher.
Täglich rollen rund 60 Lastwagen ins beschauliche Lauta (Landkreis Bautzen). Dort kippen sie ein wertvolles Gut ab: Hausmüll. Denn der verwandelt sich hier in Strom und Wärme.
Die "thermische Abfallbehandlungsanlage" Lauta nimmt den Müll von mehr als einer Million Bürgern auf, versorgt damit etwa 22.000 Haushalte mit Strom.
"Früher ist der Abfall auf der Deponie gelandet. Heute geht es darum, die Energie zu verwerten", erklärt Standortleiter Rainer Kühne (64). "Der Müll wird im Kessel verbrannt, das heizt die mit Wasser gefüllten Rohre auf. Der Wasserdampf treibt eine Turbine an, die erzeugt Strom und Wärme."
Rund 115 Gigawattstunden Strom speist die Anlage jährlich ins Netz ein, zusätzlich versorgt sie ein Industrieunternehmen mit etwa 14 Gigawattstunden Prozesswärme.
Insgesamt verarbeitet die Anlage in Lauta rund 225.000 Tonnen Abfall pro Jahr, der Großteil kommt aus Sachsen. Doch im Freistaat fällt fast dreimal so viel Haus- und Sperrmüll an, etwa 640.000 Tonnen im Jahr.
"Der sächsische Abfall wird nicht vollständig in Sachsen thermisch verwertet", sagt Rainer Kühne. Die Anlage in Lauta alleine kann den Müll nicht abfangen.
Das sächsische Energieministerium betrachtet den Trend mit Skepsis
Die Müllverbrennung erhält Aufwind: In Chemnitz plant die Eins Energie eine Anlage, nach aktuellem Stand könnte sie 2027 in Betrieb gehen.
Auch Dresden will in die Müllverbrennung einsteigen, laut Oberbürgermeister Dirk Hilbert (50, FDP) sollen sich damit 20 Prozent des Gases für die Fernwärme einsparen lassen. Aktuell laufe die Suche nach einem Standort.
Das grün geführte Energieministerium sieht den Trend skeptisch: "Grundsätzlich ist es sinnvoll, die bei der Verbrennung von Abfällen entstehende Wärme zu nutzen", teilt das Ministerium auf Anfrage mit.
Allerdings sei es das Ziel des Freistaats, den Müll zu reduzieren. "Daher wird künftig die zur Verfügung stehende Menge und – durch eine verbesserte Abfalltrennung – auch der Anteil an kohlenstoffhaltigen Abfällen sinken."
Titelfoto: Steffen Füssel