Möglichst bald, möglichst billig: Sachsens Tafel braucht derzeit selber Hilfe
Dresden - Seit mehr als 20 Jahren hat die Tafel ihre Lagerhalle am Messering im Ostragehege. Doch damit ist bald Schluss: Der Vermieter kündigte den Vertrag. Nun sucht die Hilfsorganisation nach einem neuen Zuhause.
Bis Ende Dezember müssen die 20 ehren- und drei hauptamtlichen Mitarbeiter die Halle räumen. Hier gibt es fast alles - außer Tabak und Alkohol. Auf 600 Quadratmetern stapeln sich Spenden von Produzenten und Supermärkten: Margarine, Klopapier, frische Erdbeeren.
Sogar Kosmetik und LEGO-Spielzeug liegen auf den Holzpaletten. Zwei große Kühlräume halten den Joghurt aus Leppersdorf frisch. 45 Tafel-Stationen im Freistaat werden von hier aus beliefert.
Doch die Suche nach einem neuen Standort stellt die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. "Wir haben uns 20 Objekte in der Region Dresden angeschaut", erklärt Tafel-Landes-Chef Stephan Trutschler (63).
"Aber Mietpreise von 10 bis 12 Euro pro Quadratmeter sind für uns nicht darstellbar." Oft sind die Hallen schlicht zu groß, Mietverträge für einen zu kurzen Zeitraum angelegt. "Zehn Jahre sollten es mindestens sein", rechnet Logistikplaner Dietmar Haase (82) vor.
Gespräche mit Baubürgermeister Stephan Kühn laufen bereits
Immerhin: Eine Lösung könnte im nahe gelegenen Alberthafen liegen. Auf dem Gelände steht eine baufällige Halle, die nach einer Sanierung als neuer zentraler Standort denkbar wäre. Investitionsbedarf vor Ort: circa 250.000 Euro.
"Zum Glück spüren wir Rückenwind aus der Politik", sagt Trutschler. Gespräche mit Baubürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne) laufen bereits. Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU) und Sozialministerin Petra Köpping (66, SPD) waren schon zu Besuch. Es winkt also Unterstützung.
In Sachsen läuft der Wahlkampf, das Thema hat Relevanz: An landesweit 160 Standorten reichte die Tafel im vergangenen Jahr 950.000-mal Essen und Gebrauchsgegenstände an Bedürftige aus.
Während Ausgabestellen in Städten wie Leipzig und Chemnitz häufig über Möglichkeiten zur Zwischenlagerung verfügen, sind Kleinstädte und ländliche Gemeinden dringend auf die Lieferungen aus Dresden angewiesen.
Titelfoto: Holm Helis