Finger, Hände oder Füße aus Silikon: Dresdner Prothesen-Fabrik ist in aller Welt beliebt
Dresden - Weltmarktführer aus Sachsen: Die Silikon-Finger, -Hände oder -Füße des Prothesenwerks Schubert und Braun kommen aus dem 3-D-Drucker. Besonders beliebt sind die Dresdner Produkte auf der Arabischen Halbinsel.
Bei den Schaustücken in den Räumen der Firma in der Bautzner Straße wird schnell klar: Eigentlich sind das alles kleine Kunstwerke. Die Adern, Haare, Altersflecken, Finger- oder Fußnägel der Körperprothesen werden nämlich individuell auf den Kunden abgestimmt - und wirken täuschend echt.
Chef Christoph Braun (44) erklärt die Technik: "Wir scannen eine Probeprothese, die wir nach den Maßen des jeweiligen Patienten gefertigt haben. Im Computer werden die einzelnen Scans zusammengeführt und weiterbearbeitet." Besonders die Farbe muss stimmen.
Ausgedruckt wird Schicht für Schicht. Das macht die künstlichen Gliedmaßen bis zu 40 Prozent leichter. Die Dresdner sind mit Unterstützung der Firma Cox 3D aus Pirna die Ersten weltweit, die medizinische Silikone bei hohen Temperaturen im 3-D-Drucker verarbeiten.
Und die Prothesen gehen in die ganze Welt - nach Norwegen, Australien, Saudi-Arabien oder in die Schweiz. "In den USA ist die Zulassung schwierig, aber wir haben auch amerikanische oder britische Kunden, die extra hierherkommen", so Mitgeschäftsführer Jens Schubert (46).
Auch aus China und Brasilien gab es bereits Anfragen.
Prothesenfirma aus Dresden sucht dringend Quereinsteiger
Mit 20 Mitarbeitern erwirtschaften Schubert und Braun einen Jahresumsatz von zwei Millionen Euro. Den "Nachwuchs" ziehen sie sich selbst. Einen regelrechten Ausbildungsberuf gibt es nämlich nicht.
"Bei uns arbeiten Prothesen-Designer, Garten- und Landschaftsbauer, Bossierer oder Uhrmacher. Und wir suchen händeringend weitere Mitarbeiter", so Christoph Braun.
Warnung vor Abwanderung
Die Auflagen für Medizintechnik in Sachsen sind zu komplex.
Der Geschäftsführer des Leipziger Medizin-Start-ups Sonovum, Bertram König (56), warnt davor, dass insbesondere klinische Studien und die Zulassung zunehmend ins Ausland verlagert werden. "Das würde auch den Verlust von Arbeitsplätzen bedeuten."
Beträge für klinische Studien von bis zu zwei Millionen Euro seien inzwischen an der Tagesordnung.
Ähnlich hatte sich vor Kurzem der Industrieverband Spectaris für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik geäußert: "Aufgrund der regulatorischen Umständlichkeit lassen etliche namhafte Unternehmen ihre Innovationen längst nicht mehr zuerst auf dem deutschen oder europäischen Markt zu, sondern gehen dafür vor allem in die USA und nach Südostasien."
Titelfoto: SMWA/Kristin Schmidt