Dämmt App aus Sachsen das Coronavirus ein?
Etwa bei Ausbrüchen von Mers, Lassafieber, Ebola oder dem derzeitigen Coronavirus? Forscher, Entwickler und Programmierer aus Leipzig, Dresden und Chemnitz haben eine Anwendung für das Smartphone entwickelt, die den Nutzer warnt, wenn er sich kürzlich in der Nähe einer nun als infiziert geltenden Person aufgehalten hat.
Er gewinnt Zeit, um einen Arzt aufzusuchen oder durch sein Verhalten andere zu schützen. Die kostenlose App steht kurz vor der Marktreife.
Stellt ein Arzt eine Infizierung fest, fragt er heutzutage den Patienten nach den Kontaktpersonen, um weitere Verdächtige zu warnen. Bei vielen alltäglichen Begegnungen im öffentlichen Raum ist es kaum möglich, sämtliche Kontakte zu benennen.
Diese oft wenig stichhaltigen Informationen werden dann per Fax an die Gesundheitsämter geschickt. Es vergeht viel Zeit, die Verdachtspersonen aufzuspüren und weitere Ansteckungen zu verhindern.
Diese intensive Suche könnte man sich mithilfe von Smartphones ersparen, die ohnehin fast jeder bei sich trägt. Über die Smartphone-Applikation werden die via GPS und Bluetooth aufgezeichneten Ortsdaten abgeglichen.
Personen, die sich über eine bestimmte Zeit in unmittelbarer Nähe des Infizierten aufhielten, erhalten so eine Warnung auf ihr Handy.
Großen Wert auf Datenschutz gelegt
Die Idee zu diesem Warnsystem kam Michael Kölsch bereits 2014, als Ebola in Liberia mehr als 11.000 Menschen dahinraffte. Auch bei dieser Infektion ist es so, dass man die Erreger bereits verbreitet, bevor man Symptome spürt.
In seiner Funktion als Honorarkonsul des westafrikanischen Staates in Leipzig suchte sich Kölsch Mitstreiter für die "Ebolapp".
Er gewann den Verein "Freunde Liberias" (Info: freunde-liberias.de) sowie den Infektiologen Dr. Thomas Grünewald (Klinikum Chemnitz), der auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berät, für die medizinische Seite.
Programmierer des Leipziger Unternehmens PublishAir testeten die Funktionsfähigkeit auf den verschiedenen Betriebssystemen. Der Dresdner Verein MobileCamp und die Firma BurgEins aus Chemnitz testeten die Alltagstauglichkeit.
Großer Wert wurde auf den Datenschutz gelegt. Nur ein legitimierter Arzt ist befugt, die persönlichen Daten auszulesen.
Weder der infizierte Handy-Besitzer noch die gewarnte Kontaktperson selbst erfahren, wer wen wann und wo angesteckt hat (nähere Informationen bei ebolapp.de).
Entwickler: App soll kostenlos bleiben
Nach fünf Jahren Entwicklungszeit erfolgte im Januar ein abschließender Feldversuch in Liberia, den der Freistaat Sachsen entscheidend mitfinanzierte - erfolgreich.
Deutschlands Botschafter Hubert Jäger: "Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Partnerschaft und ein echtes Joint Venture zwischen beiden Regierungen."
Derzeit werden die Erkenntnisse des Tests in die Smartphone-Applikation eingepflegt, sie soll noch in diesem Jahr Leben retten. Michael Kölsch: "Ich hoffe, dass die liberianischen Kommunikations-Anbieter die App vorinstallieren. Das würde deren Wirksamkeit erheblich unterstützen."
Dies wäre auch eine Lösung für die derzeit grassierende Corona-Epidemie - erst recht, wenn tatsächlich alle Handys damit ausgestattet werden. Dazu muss aber auch der Wille der Verantwortlichen vorhanden sein.
Michael Kölsch: "Wenn alle an einem Strang ziehen, wäre die App binnen kurzer Zeit einsatzbereit."
Weil die App Leben retten soll, wollen die Entwickler, dass sie kostenlos bleibt. So wurde die meiste Arbeit auch ehrenamtlich geleistet. Für die Einführung von Ebolapp zunächst in Liberia und die Anpassung auf andere Infektionskrankheiten ist der Verein auf weitere Spenden angewiesen.
Titelfoto: imago images/Xinhua/Ebolapp