Abkassiert nach Tank-Panne: So schützt Ihr Euch vor neuer Kostenfalle an der Zapfsäule
Dresden/Chemnitz - Verbraucherschützer warnen seit Jahren vor der Schlüsseldienst-Abzocke. Jetzt berichtet ein Dresdner von einer Kostenfalle in einer ähnlichen Notsituation - an der Zapfsäule! Und er ist nicht der einzige.
An der Jet-Tankstelle (Breitscheidstraße) in Dresden tankte Ingenieur Carsten G. (36) mit seinem Opel versehentlich rund 14 Liter Benzin anstatt Diesel. In der Tankstelle war ein Flyer (falsch-getankt-osten.de) der Firma "KFZ24-Weigel GmbH" ausgelegt. Ein Notdienst verspricht mit einem mobilen Abpumpservice Hilfe rund um die Uhr.
"In der Hotline nannte mir ein Mitarbeiter als Preis nur die Kosten für Anfahrt und Abpumpen", sagt G. "170 Euro plus 2,50 Euro pro abgepumptem Liter. Macht rund 230 Euro. Damit hätte ich leben können."
Zwei Stunden später rückte ein Helfer an, zückte vorab die Rechnung. Darauf sind, so G., plötzlich weitere Kosten angeführt: Grundpreis 159,50 Euro und Systemspülung 39,50 Euro.
"Das kann doch gar nicht sein, war anders vereinbart", entgegnete G. "Der Mitarbeiter sagte, er könne nichts ändern." Zähneknirschend unterschrieb G. schließlich die Rechnung über 498,61 Euro.
"Es war Samstagabend, die Kinder wurden ungeduldig. Ich fühle mich betrogen. Telefonisch wurde absichtlich ein geringerer Preis, die Posten sogar ohne Mehrwertsteuer genannt. Vor Ort wurde ich dann überrumpelt, meine Notsituation ausgenutzt."
Der Dresdner erstattete Anzeige.
Kay Görner (39) von der Verbraucherzentrale Sachsen weiß Rat
Die Firma weist alle Vorwürfe zurück. Geschäftsführer Markus W. (24) lässt über seinen Anwalt mitteilen (Schreibfehler im Original): "Er bzw. seine Mitarbeiter erläutern ihren Kunden den Service und die Kosten für den Einsatz telefonisch ausführlich. Dass, es sich bei den Preisen um Nettobeträge handelt, wird ebenfalls darauf hingewiesen."
Carsten G. ist nicht der Einzige, der Vorwürfe gegen die Firma erhebt. Ein Falschtanker nahe Leipzig stellte im vergangenen Jahr Anzeige wegen Wucher, nachdem er fast 600 Euro bezahlen sollte. Das Verfahren wurde eingestellt, da laut Staatsanwaltschaft Leipzig insbesondere keine Zwangslage vorlag.
Ein weiterer Falschtanker stellte bereits 2017 Anzeige gegen W. wegen Betruges. Laut Anzeigenerstatter war der telefonisch vorab genannte Preis erheblich überschritten worden.
Der Beschuldigte W. gab dagegen an, umfassend informiert zu haben, welche Kosten entstehen. "Es stand Aussage gegen Aussage", sagt die Chemnitzer Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart. Auch dieses Verfahren wurde eingestellt.
Knackpunkt: Was telefonisch besprochen wurde, lässt sich nicht nachweisen. Kay Görner (39) von der Verbraucherzentrale Sachsen empfiehlt darum, sich den vereinbarten Preis via E-Mail oder SMS vorab bestätigen zu lassen.