Neuer Leiter im Schlösserland Sachsen: "Wollen Interesse an unserer Geschichte wecken"
Dresden - Das Schlösserland Sachsen hat seit 1. August einen neuen Museumsleiter: Dr. Dirk Welich (55). Der gebürtige Dresdner war zuletzt die Nummer Zwei in diesem Bereich und seit 2020 zusätzlich Schlossleiter von Pillnitz. Nun hat er den Hut für die Museen aller 21 Schlösser und Burgen auf. Wir baten den neu erkorenen Museumsleiter zum lockeren Sommerinterview.
TAG24: Herr Welich, wie sah denn Ihre erste Arbeitswoche auf dem neuen Posten aus?
Dr. Dirk Welich: Die erste Arbeitswoche war insofern total schwierig, weil die Nachfolge von Schloss Pillnitz noch nicht geklärt ist und ich das noch mitmache, und das wird auf unbestimmte Zeit wohl so bleiben. Dann habe ich gerade viele Projekte, die noch nicht fertig sind. Insofern - arbeitsreich.
TAG24: Kennen Sie eigentlich alle Schlösser und Burgen oder gehen Sie noch auf Kennenlerntour?
Welich: Ich kenne alle Objekte, aber natürlich unterschiedlich intensiv. Insofern werde ich auf Tour gehen, weil gerade in den letzten zwei Jahren, wo ich nicht mehr ganz eng an dem Team dran war, viel passiert ist.
Da muss ich mir ein Update verschaffen. Ich habe das zwar aus dem Augenwinkel beobachtet und habe da einen Überblick, aber wie das im Detail ist ... da muss ich jetzt schon mal überall hin.
TAG24: Die Schlossleitung von Pillnitz müssen Sie, wenn ein Nachfolger gefunden ist, abgeben. Blutet da ein bisschen Ihr Herz?
Welich: Ich bleibe ja sozusagen in der musealen Verantwortung für Pillnitz. Insofern werden alle Projekte, die in den letzten zwei Jahren angeschoben wurden, weitergeführt. Pillnitz geht mir also nicht verloren. Und ich freue mich darauf, dass ich sehr viel mehr interessante Aufgaben in den anderen Häusern habe. Das wird sehr abwechslungsreich und eine Herausforderung werden.
So kam Dirk Welich in die Museums-Welt
TAG24: Sie sind jetzt für 21 Schlösser zuständig. Von welchem wären Sie in früheren Zeiten gern Schlossherr gewesen?
Welich: (lacht) Mein Lieblingsschloss, wenn ich das sagen darf, ist Schloss Pillnitz. Aber das liegt vielleicht auch daran, weil ich da als junger Wissenschaftler vor 27 Jahren angefangen habe und dort meine ersten Lorbeeren, Erfahrungen und Rückschläge erleben und erfahren durfte.
TAG24: Erinnern Sie sich eigentlich noch an Ihren allerersten Museumsbesuch?
Welich: Das ist eine schwere Frage. Soweit ich zurückdenken kann, irgendwann in der Schulzeit Gemäldegalerie Alte Meister, vielleicht 5./6. Klasse.
TAG24: Hat das vielleicht Ihren Weg zur Museumsarbeit geebnet?
Welich: Ich weiß nicht, ob das so ein früher Keim gewesen ist, der da gepflanzt worden ist. Aber auch meine Eltern haben schon immer viel Kultur mit mir gemacht, da war ich noch im Kindergartenalter.
Fasziniert hat mich in der damaligen Zeit aber das Künstlerische, schon als Kind und auch später im Studium. Vielleicht hat mich das dahingehend beeinflusst.
TAG24: Und wann haben Sie dann die Entscheidung getroffen, dass Sie in diese Richtung gehen wollen?
Welich: Da sind die Wege des Lebens manchmal sehr sprunghaft und verschlungen. Ich habe ja zuerst Innenarchitektur an der Burg Giebichenstein (Anm. d. Red.: in Halle) studiert, und als ich dann nach München gegangen bin, habe ich gewechselt zu Kunstgeschichte, -pädagogik und Psychologie. Als ich damit fertig war, hat mich die Welle des Zufalls zurück nach Dresden gespült und nach Pillnitz.
Diese Visionen verfolgt der neue Museums-Chef
TAG24: Was sind Ihre Visionen als Museumsleiter?
Welich: Wir haben uns in den letzten Jahren viele Gedanken dazu gemacht, wie wir Menschen, die nicht so Museums-affin sind, erreichen können. Besonders in den letzten zwei Großprojekten, Festung Xperience und Zwinger Xperience, sind wir dieser Maßgabe gefolgt. Wir wollten ein positives Erlebnis an einem historischen Ort schaffen, um bei den Besuchern ein nachhaltiges Interesse an unserer Geschichte zu wecken.
Und für die Zukunft muss man nur in die Gesellschaft schauen, welche Themen akut sind: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Krieg, gesellschaftliche Spaltung. Es gibt viele Themen, die eine Gesellschaft beschäftigen, und ich glaube, dass Museen Orte des kreativen Denkens sind und Ansätze für den Umgang mit solchen Problemen entwickeln können.
Natürlich immer mit Hinblick darauf, dass besonders auch jüngere Generationen gern zu uns kommen, damit die Gesellschaft auch in der Zukunft bereit ist, Gelder in ihre Denkmale zu investieren.
TAG24: Museen werden also immer interaktiver und spielerischer. Geht damit nicht der museale Charakter verloren?
Welich: Es bleiben natürlich die kulturhistorischen Themen als Inhalt erhalten. Es ist ja nur die Frage, wie man das, was man weiß, kommuniziert und der Andere es interessant findet. Spielen ist letztendlich die Urform des Lernens. Kinder begreifen, erkunden und verstehen durch Spielen. Insofern ist Spielen eine idealtypische Form der Wissensvermittlung.
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