Verhängnisvolle Havarie: Abwasser verseucht Talsperre!
Dippoldiswalde - Der heißeste Tag des Jahres, herrliche 31 Grad, von einem lauen Lüftchen begleitet. Hunderte Gäste des Strandbades Paulsdorf hätten auch am Sonntag den Sommer an der Talsperre Malter genießen können. Wenn da nicht das Badeverbot gewesen wäre. Und das hatte einen ziemlich anrüchigen Grund.
"Wir haben die ganze Nacht wortwörtlich in der Scheiße gestanden", sagte Kerstin Körner (52, CDU) müde.
Zusammen mit dem Organisationsteam des Familienfestivals "Malter in Flammen" hatte die Bürgermeisterin von Dippoldiswalde in der Nacht zum Sonntag beim Feierabendbier zusammengesessen.
Die Gruppe hatte gerade erfolgreich knapp 10 000 Gäste an zwei Tagen versorgt und beschallt, alles reibungslos über die Bühne gebracht.
"Fantastisches Fest", resümiert Körner. Es war etwa 1.30 Uhr, da kam ein Anruf eines Kollegen rein: Abwasser-Havarie auf der Nebenstraße ...
Schwallartig drückte es all das, was es durch die Duschen, Wasserhähne oder Toilettenspülungen des Campingplatzes und der Siedlung an der Talsperre spült, auf die kleine Gasse "Krumme Lanke".
Trotz des eilig errichteten "Biberbaus" durchs THW und Feuerwehr - eine Art übergroßes "Planschbassin", wie Körner beschrieb - floss die Pampe zunächst in die Talsperre.
Grund: Zwei Pumpen im Abwassersystem versagten. Bis ein Elektriker den Fehler fand und behob, dauerte es.
Knapp 100 Rettungskräfte waren im Einsatz. 10.30 Uhr war der Spuk vorbei. Stadtchefin Körner zu TAG24: "Wissen Sie, wie froh ich bin, dass wir vor der Mittagshitze durchspülen konnten?"
Bademeister Andreas Otto (67) suchte am Sonntag Abkühlung im Schatten.
"Normalerweise liegen 'se hier Decke an Decke", zeigte er auf sein leeres Revier am Strandbad Paulsdorf.
Weil niemand abschätzen kann, ob und wie viel Bakterien mit dem Unrat ins Wasser kamen, ist bis Montag das Baden verboten. Talsperrenverwaltung und Gesundheitsamt nehmen bis dahin Proben. Erst wenn die unbedenklich sind, darf wieder gebadet werden.
Einzelnen Gästen war das scheißegal. Männer zogen ihre Bahnen, Jungs flirteten mit Mädels, einige "kommen eh nicht zum Baden, mehr zum Entspannen", wie eine Mutter (40) sagte. Na, zum Glück war der Gestank weg, hatte die Bürgermeisterin noch mal durchspülen lassen ...
Erstmeldung: 10.27 Uhr, zuletzt aktualisiert: 18.56 Uhr
Titelfoto: Christian Juppe