Die "vergessene" Krankheit: HIV greift auch in Sachsen weiter um sich

Dresden - Hochwirksame Medikamente und die Pandemie haben die Themen HIV und Aids in den letzten Jahren zunehmend in den Hintergrund gedrängt. Nun steigen die Infektionszahlen auch in Sachsen wieder an und bescheren HIV eine ungeahnte, wiedererwachte Aufmerksamkeit.

Das "Red Ribbon", die rote Aids-Schleife, ist das weltweite Zeichen für die Solidarität mit den Betroffenen.
Das "Red Ribbon", die rote Aids-Schleife, ist das weltweite Zeichen für die Solidarität mit den Betroffenen.  © picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Nicht jeder braucht eine Erinnerungsstütze. Auch Eckehard Hütter nicht. Jahrzehnte hat sich der 82-Jährige aktiv in der Aids-Hilfe Dresden engagiert, unter anderem in der Telefonseelsorge und als Kassenprüfer und neben seinem Beruf als Unfallchirurg.

Hütter ist schon dabei, als der Verein 1990 gegründet wird. "Zufall", sagt er heute. Eine Infektion bedeutete damals in den meisten Fällen noch das Todesurteil. Der Arzt berät einfühlsam und ist vielen Ratsuchenden eine wichtige Stütze.

Für sein ehrenamtliches Engagement hat er nun die Sächsische Ehrenmedaille „Für herausragende Leistungen im Kampf gegen HIV und Aids“ erhalten. Eckehard Hütter ist gerührt, und die Rührung überträgt sich auf Sozialministerin Petra Köpping (65, SPD).

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"Vielen Dank für Ihre Arbeit. Das ist in dieser Zeit so wichtig", sagt sie bei der Verleihungszeremonie.

Dr. Eckehard Hütter (82) mit seiner Ehrenmedaille. Vor zwei Jahren ist er bei der Aids-Hilfe Dresden ausgestiegen. Ehrenamtlich engagiert ist er immer noch. In seiner Freizeit singt er im Chor.
Dr. Eckehard Hütter (82) mit seiner Ehrenmedaille. Vor zwei Jahren ist er bei der Aids-Hilfe Dresden ausgestiegen. Ehrenamtlich engagiert ist er immer noch. In seiner Freizeit singt er im Chor.  © Steffen Füssel
Das Klingelschild der Dresdner Aids-Hilfe im Bischofsweg 46 ist unscheinbar. Obwohl heute eine Infektion kein Todesurteil mehr bedeuten muss, ist die Angst vor Diskriminierung immer noch da.
Das Klingelschild der Dresdner Aids-Hilfe im Bischofsweg 46 ist unscheinbar. Obwohl heute eine Infektion kein Todesurteil mehr bedeuten muss, ist die Angst vor Diskriminierung immer noch da.  © Steffen Füssel

93 HIV-Neudiagnosen in Sachsen

Derzeit steigen die Neuinfektionen wieder. Nach der vorläufigen Schätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) infizierten sich 2022 bundesweit 1900 Menschen neu mit dem HI-Virus. Zahlen für Sachsen gibt es aktuell nur aus dem Vorjahr. Damals wurden 93 HIV-Neudiagnosen gestellt.

Das sind 24 Prozent mehr als im Jahr davor, aber weniger als noch 2019 (129 Fälle, minus 28 Prozent). Experten hoffen, dass es sich bei den insgesamt steigenden Werten nur um einen "Nachholeffekt" nach der Pandemie handelt.

Wieder mehr sexuell übertragbare Krankheiten

Die Zahlen der HIV-Neuinfektionen steigen wieder. Aber auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten verzeichnen die Gesundheitsämter nach oben weisende Zahlenkurven.
Die Zahlen der HIV-Neuinfektionen steigen wieder. Aber auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten verzeichnen die Gesundheitsämter nach oben weisende Zahlenkurven.  © 123RF

Die Zahlen anderer sexuell übertragbarer Krankheiten steigen wieder leicht - auch in Sachsen. Das geht auch aus den ärztlich angeordneten Labortests der ersten drei Quartale des Jahres hervor, die die Landesuntersuchungsanstalt (LUA) durchgeführt hat. Bei Gonorrhoe/Tripper (1014 Infektionen), Syphilis (286) und Chlamydien (3 094) wurden jeweils mehr Fälle bestätigt als im Vorjahreszeitraum.

Geschlechtskrankheiten sind noch immer stark mit Scham behaftet. Auch deshalb hat das Sozialministerium eine Imagekampagne für die Gesundheitsämter gestartet. Dort kann man sich anonym testen lassen.

Unter dem Slogan "Uns kümmert's" informieren unter anderem ein Erklärfilm, ein Radiospot und Social-Media-Werbung über die Aufgaben beim Thema sexuelle Gesundheit.

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Parallel dazu ist eine neue Broschüre zu den Themen HIV/Aids und sexuell übertragbaren Infektionen erschienen.

Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel//picture alliance/dpa/Jens Kalaene

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