Die vergessene Heldin der humanitären Sachsen-Hilfe bekommt ein Denkmal!
Dresden - Zum internationalen Tag der Pflege ehrte das Deutsche Rote Kreuz am Freitag eine herausragende Pflegerin, deren Verbleib lange als verschollen galt: Marie Simon, geboren bei Bautzen am 26. August 1824.
Die Sorbin wächst in Doberschau auf, ehe sie mit 22 Jahren nach Dresden zieht. Dort heiratet sie einen Geschäftsmann, mit dem sie ein Weißwarengeschäft am Altmarkt führt.
Bald darauf verkauft ihr Mann das gemeinsame Geschäft an sie. Doch ihr reicht das nicht. Im Sommer 1866 zieht sie an die Front des deutsch-österreichischen Krieges. 17 Wochen lang versorgt sie Freund und Feind im Feldlazarett.
"Damit bewältigt sie den ersten großen Lazaretteinsatz des Deutschen Roten Kreuzes", wie DRK-Landes-Chef Rüdiger Unger sagte. Für das DRK sei sie "Vorreiterin, Vorkämpferin, Wegbereiterin".
Mit deren Binde am Arm zieht sie bald zurück gen Böhmen, organisiert Rücktransporte, beschafft Verbandsmaterial - und pflegt Soldaten beider Seiten.
Friedhof wusste zunächst nicht, dass dort eine bedeutende Sächsin begraben lag
Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 schuftet sie sieben Monate lang ohne Fronturlaub. Ihre 1872 gegründete "Deutsche Heilstätte für Invalide und Kranke" in Dresden-Loschwitz ist heute eine Wohnanlage. 1877 stirbt Marie Simon an einer Nierenentzündung - und gerät in Vergessenheit.
"Wir wussten gar nicht, dass Frau Simon bei uns liegt", sagt die Chefin des Dresdner Trinitatisfriedhofs Beatrice Teichmann. Die Inschrift ihres Grabes dort war nicht mehr zu lesen, eine Grabwand drohte einzustürzen.
Der Beierfelder DRK-Museumsleiter André Uebe schob die Recherchen an, die zu ihrer Entdeckung führten.
Er legte gestern einen Kranz auf das frisch renovierte Grab, auf dem nun ein Gedenkstein für eine der bedeutendsten Sachsen steht.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann, Frauenstadtarchiv Dresden, Ruth Venske, Freiberg