Die Hochburg des Federviehs: Jedes zweite Gänseküken kommt aus Sachsen
Dresden - Wenn das der heilige Martin gewusst hätte: Sachsens Brütereien bringen bundesweit die Hälfte aller Gänseküken hervor. Vier der sieben sächsischen Geflügelbrütereien widmen sich der Vermehrung des weißen Federviehs.

Fast 700.000 Eier wurden in Sachsen in die Brutapparate gelegt, davon schlüpften 443.800 Gänseküken. Ein Großteil dieser Leistung geht auf den Betrieb von Lorenz Eskildsen (58) zurück.
Das Nordlicht lebt seit 32 Jahren im Freistaat, hat unter anderem eine Brüterei in Grimma. "Wir produzieren kontinuierlich", sagt der aus Dithmarschen (Schleswig-Holstein) stammende Unternehmer.
Die Gössel (Küken) gehen entweder für sechs Euro pro Tier in den Export oder bleiben zur Aufzucht im eigenen Betrieb. Bei den ausgewachsenen Gantern rechnet das Familienunternehmen mit rund 15.000 verkauften Tieren für dieses Jahr. "Der Sachse ist ein traditionsbewusster Gänse-Esser", erklärt Eskildsen schmunzelnd.
Um das Wohl seiner 350 Küken sorgt sich auch Züchter Marcus Kühne (34) aus Dresden, der seinen Bauernhof in Omsewitz betreibt. Die Gössel bezieht er aus Westdeutschland.
Trotz hoher Kosten pro Kilo Gänsefleisch (aktuell rund 18 Euro) muss sich auch der Sachse keine Sorgen machen, dass er auf dem Federvieh sitzen bleibt. "Für uns beginnt die Hochphase vor Weihnachten. Am 21. und 22. Dezember kommen die Gänse auf den Tisch." Auch der Martinstag lief gut für ihn: "Ich habe viele Tiere verkaufen können."

Doch warum ist eigentlich Sachsen die Hochburg der deutschen Gösselproduktion? Christian Riedel (71), Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Sachsen: "Schon zu DDR-Zeiten gab es in der Region zahlreiche professionelle Betriebe. Daran erinnern auch die vielen Gänse-Teiche. Die Unternehmen wurden nach der Wende weitergeführt."
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, Thomas Türpe