Der große Gehalts-Vergleich: So viel verdienen die Sachsen in ihren Berufen wirklich

Sachsen - Zum Tag der Einheit beschworen einige Politiker wie so oft das Zusammenwachsen von Ost und West. Andere benannten die eklatanten Ungerechtigkeiten, die es 34 Jahre nach der Wiedervereinigung noch immer gibt - etwa in der Lohntüte: Beim Medianlohn hat der Sachse noch immer 715 Euro weniger in der Tasche als der "Durchschnitts-Wessi". Monat für Monat.

Im Vergleich mit den Ostländern steht Sachsen vorn. Doch zum "Durchschnitts-Wessi" fehlen monatlich 715 Euro.  © 123RF/tatiana53

Die Ungerechtigkeit wird umso deutlicher, wenn man ins Detail einzelner Berufe geht. Während sich Lehrer in Sachsen nicht beschweren dürfen, ist der Groll von Bauarbeitern nachvollziehbar.

In welchem Bundesland also verdiene ich in meinem Beruf am meisten? Hier die Antwort.

Anders als beim Durchschnittslohn gibt es beim "Medianlohn" - auch mittleres Einkommen genannt - weniger statistische Verzerrungen.

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Der Median ist das Einkommen desjenigen, der genau in der Mitte stünde, wenn sich alle Menschen eines Landes nach ihrem Einkommen gestaffelt in einer Reihe aufstellen würden - die eine Hälfte verdient mehr, die andere weniger.

Die Zahlen hat die Bundesagentur für Arbeit per Stichtag 31. Dezember 2023 berechnet.

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Die zwei Armenhäuser Deutschlands liegen in Sachsen

Das Erzgebirge und Görlitz schneiden bei den Medianlöhnen besonders schlecht ab. (Symbolfoto)  © Monika Skolimowska/dpa

Seit 2019 ist der sächsische Medianlohn von damals 2695 Euro sogar um knapp einen halben Tausender auf 3182 Euro gestiegen.

Auch im Vergleich zu den anderen Ostländern liegt Sachsen vorn. Doch selbst zum letzten Westland Schleswig-Holstein (Median 3526 Euro) fehlen 344, zum Spitzenreiter Hamburg satte 1122 Euro!

Und noch immer sind die beiden Armenhäuser Deutschlands in Sachsen zu verorten. Im Erzgebirge (2815) und im Kreis Görlitz (2820) liegen die Medianlöhne am tiefsten.

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Wem da ein höherer Lohnzettel wichtiger ist als geringere Lebenskosten und Heimatverbundenheit, bekommt anderswo erheblich mehr.

Falls Euer Beruf nicht in der folgenden Auflistung dabei ist, findet Ihr Daten unter www.entgeltatlas.arbeitsagentur.de.

Berufe und ihre Vergütung

In Gesundheitsberufen hat sich das Gehalt in den letzten Jahren dem Westen angenähert. Es fehlen dennoch ein paar Hunderter im Monat. (Symbolfoto)  © IMAGO/Johner Images

Krankenschwester

Bei Krankenschwestern oder -pflegern liegt das mittlere Einkommen in Sachsen bei 3854 Euro. Nur in Sachsen-Anhalt und Brandenburg verdient man noch weniger. Der Deutschland-Median liegt bei 4056 Euro, im Saarland gar bei 4276.

Auch als Altenpflegerin steht man in Sachsen mit 3677 Euro am Ende der Lohnskala. In Baden-Württemberg (BW) streicht man 4058 Euro ein.

Landwirt

Gelernte Landwirte sind in Sachsen mit 2450 Euro die Kleinstverdiener der Republik. Der Bundesmedian liegt bei 2637 Euro, in BW bei 2815. Sächsische Landmaschinenführer (2554) verdienen gar 714 Euro weniger als die schwäbischen Kollegen (3268).

Wer Forstwirt gelernt hat und in Sachsen 3103 Euro monatlich erhält, bekäme in Bayern 3876. Selbst in Mecklenburg-Vorpommern gibt es 362 Euro mehr.

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Als Bauarbeiter sollte man wirklich überlegen, ob man Sachsen verlässt. (Symbolfoto)  © 123RF/Myron Standret

Lok- und Busfahrer

Als sächsischer Lokführer (3789 Euro) liegt man gerade 7 Euro unter dem Deutschlandmedian. Bei den Flächenländern sind Nordrhein-Westfalen (3907) und Brandenburg (3897) Spitzenreiter. Und die Dresdner (3907) verdienen fast so viel wie die Münchner Topverdiener (3930).

Als Busfahrer ist der Sachse (3023) aber Billiglöhner, der Dresdner (2980) gar letzter. In Stuttgart liegt das mittlere Einkommen bei 3793 Euro.

Bauarbeiter

Wer in Sachsen für 3049 Euro als Straßenbauarbeiter malocht, gehört in den Verein für Selbstausbeutung. Das Mittel in Deutschland liegt bei 3773 Euro, in BW bei 4039 Euro - ein Tausender mehr für gleiche Arbeit.

Noch brutaler ist die Differenz bei gelernten Maurern. Während sich der Sachse mit 2667 Euro begnügen muss, streicht der Hamburger 3988 Euro ein. Der Bundesmedian liegt bei 3543 Euro.

Und mag die sächsische Küche noch so lecker sein - die Bezahlung ist eher nicht zu genießen. (Symbolfoto)  © imago images/Westend61

Küche und Service

Auch in der Gastronomie verdient man nirgends so schlecht wie in Sachsen. Koch und Köchin werden mit 2432 Euro abgespeist, während das Mittel in Deutschland bei 2750 Euro liegt. In BW gibt es 2901 Euro.

Als gelernte Kellnerin wird man in Schleswig-Holstein mit 2369 Euro am meisten geschätzt, in Sachsen wird man mit 2177 Euro abserviert. Ein Großstadt-Bonus für Dresden (2178) und Leipzig (2193) ist nicht zu erkennen.

Lehrer

Der Lehrermangel in Sachsen kann nicht am fehlenden Gehalt liegen. Im Gymnasium und in der Sekundarstufe verdient man mit 6230 Euro bundesweit (5531) am besten.

Für Grundschullehrer (4489) lohnt sich ein Umzug oder die Pendelei nach Sachsen-Anhalt (5771).

Als Erzieher liegt man in Sachsen (3625) hingegen einen Hunderter unter dem Deutschland-Mittel (3749). Da gibt es in München (4425) satte 800 Euro mehr.

Sächsische Lkw-Fahrer sind im Hinblick auf ihr Gehalt weit unter dem Bundesdurchschnitt unterwegs.  © Sebastian Kahnert/dpa

Sekretärin

Als Sekretärin oder Bürokauffrau verdient man in Hamburg (4189 Euro) weit über dem deutschen Mittel (3627). Die Sächsin wird mit 3218 Euro nach Hause geschickt, verdient hier aber mehr als in den anderen Ostländern.

Als Reisebüromitarbeiter (Fachkraft) darf der Sachse (2590) etwas neidisch auf den Kollegen in Bremen (3563) schielen - das mittlere Einkommen bundesweit beträgt hier 3127 Euro.

Berufskraftfahrer

Wer hätte es gedacht - der sächsische Taxifahrer verdient mit 2255 Euro mehr als im deutschen Mittel (2205). In Thüringen (2324) gibt es etwas mehr, aus Berlin (1527) sollte man fliehen.

Als Berufskraftfahrer aber fährt man in Sachsen mit 2599 Euro weit unter dem Bundesmittel (2930) ein. Mehr Geld gibt es in Rheinland-Pfalz (3110) oder München (3566).

Vielleicht ist Friseurin ein Traumberuf vieler Mädchen, das Einkommen aber fast ein Albtraum. (Symbolfoto)  © imago images/Westend61

Haare und Blumen

Falls Ihnen das Einkommen Ihres Nachwuchses am Herzen liegt, reden Sie ihnen diesen Karriereweg aus. In Deutschland gehören die Friseurin (2052) und die Floristin (2220) zu den am schlechtesten bezahlten Ausbildungsberufen überhaupt.

In Sachsen wird dann noch mehr abgeschnitten: Die Friseurin erhält 1910 Euro, die Blumenbinderin 1938. Selbst beim Spitzenreiter Hamburg ist die vollbeschäftigte Haarkünstlerin mit 2111 Euro Geringverdienerin.

Handwerk

Frei nach einem Kinderlied: Wer will glückliche Handwerker seh'n, der muss fort aus Sachsen geh'n. Der Bäcker (2355) am besten nach Rheinland-Pfalz (2919), der Fleischer (2236) nach Schleswig-Holstein (3004).

Während Maler/Tapezierer (2658), Bodenleger (2580), Klempner/Installateure (2875) und Tischler (2558) in Baden-Württemberg den Höchstverdienst erzielen würden (3223/3051/3943/3349), würde der Fliesenleger (2783) in NRW mit 3567 Euro das meiste verdienen.

Auch Hausmeister (2567) streichen in BW (3532) einen knappen Tausender mehr ein.

Der Maschinenbauer verdient in Sachsen im Vergleich zu den restlichen Bundesländern am wenigsten. (Symbolfoto)  © Jan Woitas/dpa

Maschinenbau/Fahrzeugbau

Das Einkommen eines sächsischen Kfz-Mechanikers mit 3024 Euro (Deutschland: 3412) wird in der Arbeitsamts-Statistik durch die Autofabriken in Leipzig und Zwickau nach oben gehievt. Denn in Leipzig verdient er mit 5104 Euro (Dresden: 3047) mehr als in BW (4068).

Im Maschinenbauland Sachsen wird der Maschinenbauer aber mit 3320 Euro (bundesweit 4224) am schlechtesten geölt. Das meiste gibt es mit 4606 Euro in Bremen.

Logistik und Lager

Einem Logistikexperten werden in Deutschland im Mittel 3556 Euro zugestellt, in Hamburg (wohl wegen des Hafens) fette 4594. In Sachsen werden diesem Hochschulabsolventen gerade einmal 2739 Euro auf das Konto gestapelt.

Auch die Fachkräfte für Lagerwirtschaft liegen in Sachsen (2685) unter dem deutschen Mittel (3094). Angelernte Helfer verdienen hier im Lager 2401 Euro. Da ist es zum deutschen Mittelwert (2616) nicht so weit.

Informatiker werden in Sachsen am schlechtesten bezahlt. In anderen Bundesländern haben sie mehr zu lachen. (Symbolfoto)  © 123RF

Informationstechnologe

Selbst in der IT-Branche verdient man überall mehr als in Sachsen. Der IT-Administrator erhält hier ein Downgrade von 4279 Euro, während er in BW mit 5491 Euro (Deutschland: 5124) belohnt wird.

Der sächsische IT-Systemelektroniker (3470) liegt auch unter dem Bundes-Median (4194). Mechatroniker erhalten hier 3119 Euro - ein Viertel weniger als in Hamburg (4399).

Verkäuferin

Mit 2415 Euro erhält die sächsische Verkäuferin (Einzelhandelskauffrau) etwas mehr als in anderen Ostländern, aber weniger als in der Republik (2728).

Die Backwarenfachverkäuferin wird mit nur 2139 Euro abgespeist (Köln: 2414).

Für gelernte Kassiererinnen könnte Berlin (2970) attraktiv erscheinen - hier gibt es in Deutschland (2532) das meiste und erheblich mehr als in Sachsen (2424).

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