Das wird teuer! Fernseher, Kühlschränke, Abfall: Viele Sachsen schmeißen ihren Müll in die Natur
Dresden - Alte Fernsehgeräte, Kühlschränke oder Autowracks - abgelegt in der Natur: Die Beseitigung von illegal entsorgtem Müll kommt Kommunen in Sachsen teurer zu stehen.
"Die Menge des auf öffentlichen Flächen und städtischen Grünanlagen abgeladenen Mülls nimmt Jahr für Jahr zu", sagte die Sprecherin der Stadtreinigung Leipzig, Susanne Zohl, der Deutschen Presse-Agentur.
In Dresden sind nach Angaben der Stadtverwaltung die Kosten für die Beseitigung deutlich gestiegen. Das liege etwa daran, dass sich Bestandteile des Abfalls verändert hätten und die Entsorgung immer mehr koste.
So ist in der Elbestadt laut Stadtverwaltung die Menge des auf öffentlichen Flächen eingesammelten Mülls wie Rest- und Grünabfall oder Sperrmüll von 2015 bis 2020 von 428 auf 602 Tonnen pro Jahr gestiegen. Das war jedoch weniger als 2010, als noch 640 Tonnen anfielen.
Die Kosten stiegen allerdings deutlich um mehr als das Doppelte von 112.662 Euro 2010 auf 255.045 Euro im Jahr 2020.
Anfänglich seien vor allem illegal abgelagerter Sperrmüll und Restabfälle entsorgt worden, hieß es. In den vergangenen Jahren seien Grün- und Bauabfälle sowie eine große Zahl abgelagerter Elektronik-Altgeräte hinzugekommen.
2020 seien es unter anderem 239 Kühlgeräte, 390 Bildschirmgeräte, 2587 Elektro-Kleingeräte und auch 1516 Fahrzeugreifen gewesen.
Behörden jagen Umweltsünder
In Leipzig stiegen im gleichen Zeitraum die Entsorgungskosten von rund 240.000 Euro auf etwa 407.000 Euro. Der Müll werde meist in weniger belebten Ecken oder auch an den Wertstoffinseln abgelegt, den Stellplätzen von Containern für Altglas oder Alttextilien. "Dort werden Haushaltsabfälle, Sperrmüll und auch Schadstoffe abgelagert", sagte Zohl.
Neben der Menge hat sich auch in der Messestadt die Zusammensetzung des Mülls geändert. In den 1585 Tonnen, die 2017 eingesammelten wurden, waren 129 Elektrogeräte wie Kühlschränke oder Fernsehgeräte enthalten. 2020 und damit drei Jahre später waren es bereits rund 2630 Tonnen und 1344 Elektrogeräte.
Ab dem nächsten Jahr will die Stadtreinigung dann eigene Detektive engagieren, um den Umweltsündern schneller auf die Spur zu kommen.
Beim Chemnitzer Umweltamt jagen bereits zwei Mitarbeiter Menschen, die Müll illegal entsorgen. Die Aufklärungsquote liege bei 30 bis 40 Prozent, hieß es bei der Stadt.
Über die Bußgeldverfahren würden rund 30.000 Euro jährlich eingenommen. Zum Vergleich: Durch den wild abgelagerten Müll fallen laut der Stadt jährlich rund 25.000 Euro für die Entsorgung zuzüglich etwa 20.000 Euro an Personalkosten an.
Staatsbetrieb Sachsenforst ärgert sich über Müll im Wald
Die Stadt muss nach eigenen Angaben jährlich rund 350 Tonnen Sperr- und Restabfall an sowie Kartonagen, Bio- und Grünabfälle sowie Elektrogeräte und Autowracks beseitigen. Die Menge habe sich in den vergangenen Jahren nicht signifikant erhöht, hieß es.
Häufig würden Säcke mit Hausabfällen oder Sperrmüll in den Parkanlagen oder an Straßenrändern entsorgt, hieß es in Zwickau. Die Müllmenge sei mit etwa 55 Tonnen nur leicht, der Preis für deren Entsorgung hingegen stark gestiegen.
In Görlitz sind es vor allem alte Wohnungseinrichtungen und mit Restmüll gefüllte Einkaufsbeutel, um die sich die Stadt immer wieder kümmern muss. Die Kosten dafür stiegen jährlich, hieß es.
Der Sprecherin des Landkreises Görlitz, Julia Bjar, zufolge werden vor allem alte Reifen, Bauschutt, Kühlschränke und alte Möbel an Wäldern und Feldern abgeladen. "Manche Verursacher nehmen dabei nicht unerhebliche Wegstrecken in Kauf", sagte sie.
Dabei könnten viele der illegalen Hinterlassenschaften entweder kostenlos über eine Sperrmüllanmeldung entsorgt oder kostengünstig auf einem der Wertstoffhöfe abgegeben werden.
Müll im Wald ärgert immer wieder den Staatsbetrieb Sachsenforst. Dabei handele es sich nicht selten um Sperrmüll wie Möbel oder Haushaltsgeräte, aber auch um Bauschutt oder Sanierungsabfälle, sagte Pressesprecher Renke Coordes.
Weit verbreitet sei die Entsorgung von Grünschnitt und Gartenabfällen im Wald. Doch das sei verboten. Denn Gartenabfälle enthielten Pflanzen, Früchte und Samen, die nicht in den Wald gehörten. Sie reicherten den Boden mit Stickstoff an.
Das könne zur Überdüngung sowie Schimmel- und Gärprozessen führen. Mikroorganismen im Boden könnten absterben.
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