Dresden - Das Sterben der öffentlichen Apotheken in Sachsen schreitet ungebremst voran. Laut Sächsischem Apothekerverband (SAV) machten bis Ende Oktober 20 Apotheken dicht.
"Wir rechnen damit, dass zum Jahresende weitere Betriebe schließen", sagt eine SAV-Sprecherin. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Ende September dieses Jahres gab es im Freistaat insgesamt 887 Apotheken. 2021 waren es noch 938.
Die Gründe für die Schließungen sind vielfältig: So finden Apotheker, die in Rente gehen, nur noch sehr schwer Berufsnachwuchs, der bereit ist, Betriebe und Verantwortung zu übernehmen. Zudem ist die wirtschaftliche Situation für einige Betriebe mehr als schwierig.
Der Verband geht davon aus, dass acht Prozent der sächsischen Apotheken defizitär arbeiten. Etwa ein Drittel gilt als "gefährdet", so die SAV-Sprecherin.
"Die Betriebe leiden extrem darunter, dass es seit elf Jahren keine nennenswerte Honoraranpassung gab, aber die Kosten für Energie und Personal enorm gestiegen sind."
Apotheken-Verband: "Brauchen mehr Nachwuchs!"
Zudem ist das Geschäftsfeld der Apotheker heute begrenzt. Bis zu 80 Prozent ihres Umsatzes machen sie mit Pharmazie und Leistungen, deren Preis festgezurrt wurde durch Krankenkassen.
Die SAV-Sprecherin: "Wir brauchen mehr Nachwuchs für den Berufsstand und echte Reformen. Die Zeit drängt. Wir können nicht darauf warten, bis das Land eine neue Regierung hat."
Das meint auch die Fraktions-Chefin der Linken, Susanne Schaper (46), die gegen das Sterben der Apotheken kämpft: "Der Zugang zu Medikamenten ist eine Frage der Gerechtigkeit! Die Apotheke vor Ort ist unverzichtbar, weil sie niedrigschwellige pharmazeutische Beratung bietet."
Schaper schlägt vor, die Rahmenbedingungen für Apotheken zu verbessern, damit mehr junge Menschen dort ihre Zukunft sehen. "Die Honorare müssen dynamisch an die Inflation angepasst werden. Eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist nur erreichbar, wenn alle Gesundheitsberufe ihre Expertise einbringen können."