Plötzlich herrscht Frieden im Lößnitzgrund: Zugüberfall nach Streit mit dem Amt gestrichen
Radebeul - 30 Jahre lang zog der "Zugüberfall" Besucher zum Karl-May-Fest nach Radebeul. Manche kamen nur wegen des Schusswechsels. Doch seit die historischen Schausteller mit dem Amt auf Kriegsfuß stehen, ist das Spektakel Geschichte.
Seit Beginn der Festspiele 1992 war Rainer Siebert (80), Vorsitzender des Militärhistorischen Darstellungsvereins Sachsen, als Teil der "Virginia Volunteers" an dem Überfall beteiligt. Aufgabe: den fahrenden Lößnitzdackel gegen Angriffe der verfeindeten "Outlaws" verteidigen.
Vergangenes Jahr dann der Bruch: "Wir haben Auflagen von der Waffenbehörde erhalten, die wir nicht erfüllen konnten. Von uns wurde verlangt, in einen Waffentypus zu investieren, den wir zuvor nie besessen haben."
Neue Gewehre zu kaufen, sei finanziell nicht zu stemmen gewesen.
Dieses Jahr seien die Vorschriften zwar wieder gelockert worden. Doch sein Entschluss, dem Spektakel ein Ende zu setzen, steht fest. "So einen Auflagenzirkus erlebe ich in anderen Ländern, in denen wir auftreten, nicht. Da mache ich nicht mehr mit."
Und so wurde nach dreißig Jahren Krieg letztes Jahr Frieden mit den "Outlaws" geschlossen ...
"Wir sind traurig darüber, dass der Überfall nicht mehr stattfindet. Aber auch dieses Jahr wird es wieder Action im Zug geben", versichert Susann Pohl (48) vom Stadtmarketing Radebeul.
Erwartet werden am Wochenende rund 30.000 Besucher auf dem Festgelände, die in fremde Welten des Wilden Westens eintauchen wollen. Infos: radebeul.de/karlmay.
Titelfoto: Andreas Weihs