Krisengipfel bei der Staatsregierung: Ist Sachsens Bau- und Wohnungs-Wirtschaft noch zu retten?
Dresden - Der Bau- und Wohnungswirtschaft steckt tief in der Krise. Vor dem Wohnungsbaugipfel am Montag bei Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD) trafen sich am gestrigen Freitag die Spitzen des sächsischen Handwerks sowie der Bau-, Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Dresden zu einem eigenen Krisengipfel beim Minister für Regionalentwicklung Thomas Schmidt (62, CDU).
"In Sachsen ist die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr um 44 Prozent zurückgegangen" berichtet Schmidt alarmiert.
Er zählt weiter auf: Die Aufträge im Bauhauptgewerbe gingen zurück (-34 Prozent im 1. Halbjahr). Hersteller von Baustoffen haben Kurzarbeit angemeldet, erste Planungsbüros und Baubetriebe ihre Insolvenz.
Inflation, Zinshoch, gestiegene Baupreise, verschärfte Vorschriften, (die Debatten um) das neue Gebäudeenergiegesetz, Bürokratie-Aufwuchs - all das hat Investoren die Lust genommen. Wohnungsunternehmen setzen Bau- und Sanierungsprojekte aus.
"Schlicht, weil Wohnungsbau im Moment unwirtschaftlich ist. Die aktuell hohen Baukosten würden Mieten in einer Höhe nach sich ziehen, die auf dem Wohnungsmarkt nicht umsetzbar sind", sagt Schmidt.
Krise am Bau: Was tut die Bundesregierung?
Mirjam Philipp (57) beschreibt als Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften die Krise bildhaft: "Es ist fünf nach zwölf. Stand jetzt wird der Wohnungsneubau bald auf der Palliativstation liegen."
Sie berichtet, vom Dilemma der Wohnungsgenossenschaften, die in Mehrfamilienhäusern unbezahlbare Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen haben, um gesetzkonforme Lösungen zu bringen.
Philipp: "Das zwingt die sozial orientierten Wohnungsunternehmen de facto zu unsozialen Maßnahmen!"
Andreas Brzezinski (53), erklärt für den Sächsischen Handwerkstag: "Wenn nunmehr nicht konkrete Maßnahmen kommen, die rasch Wirkung entfalten, wird das Baugewerbe an Fachkräften genauso ausbluten wie die Gastronomie-Branche. Ein Kollaps in der Bauwirtschaft muss abgewendet werden!"
Ihre Forderung nach Berlin: Konstruktive Lösungsvorschläge. "Wir brauchen Signale, die Hoffnung machen", so Schmidt.
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