Ohne Sex kein Geld! Corona-Krise macht Erotikbranche schwer zu schaffen
Dresden - Auch in Sachsens Bordellen, erotischen Massagesalons und für Wohnungs-Prostituierte gilt die Corona-Zwangspause. Einigen der Damen steht zwar die Unterstützung für "Solo-Selbstständige" zu, doch hunderte andere stehen vor dem Nichts.
Bordellbetreiber Micha aus Dresden (39, will keinen Nachnamen nennen) lässt sechs "Rubingirls" in einem Hinterhaus an der Tharandter Straße anschaffen. Jetzt ruht das Geschäft, Geld kommt also keines rein.
"Wir haben am Mittwoch mal zusammengesessen", sagt Micha. Zwar führe er regelmäßig Steuern für seine Damen ab, "doch da viele keinen Gewerbeschein haben, wissen wir nicht, wie's weitergeht".
Er selbst jedenfalls habe sich schon mal bei der Sächsischen Aufbaubank gemeldet, eine Bewilligung über Hilfen stehe aber noch aus. "Mal sehen, was passiert", sagt Micha.
Ein ganz anderes Problem hat ein "Kollege" von ihm, der drei Kilometer entfernt in der Dresdner Friedrichstadt vor allem ausländische Wohnungsprostituierte "managt". Drei junge Damen aus Ungarn, Rumänien und Tschechien sind dort noch in ihren Arbeitsräumen.
Laut Prostituiertenschutzgesetz ist ein Übernachten in diesen Zimmern zwar eigentlich nicht gestattet, doch eine Verfügung des Bundesfamilienministeriums hob diesen Passus jetzt auf - weil eben viele ausländische Prostituierte in Deutschland gestrandet sind, nicht leichterdings zurück in ihre Heimat können oder wollen.
Corona bedroht die Existenz von zahlreichen Sexarbeiterinnen
In Dresden-Friedrichstadt versuchen die drei Frauen nun in ihrer Not, Freier über WhatApp-Videochats zufriedenzustellen - bezahlt wird vorab über PayPal. Richtig angenommen wird das aber (noch?) nicht.
Deutschlandweit wird die Zahl der Sexarbeiterinnen auf etwa 100.000 geschätzt. Nur ein Drittel davon ist auch offiziell registriert (in Sachsen rund 700 Frauen), was auch an der Stigmatisierung dieser Branche liegt.
Die anderen geben ihren Beruf entweder recht kreativ mit Tänzerin, Model oder Masseuse an, oder sie arbeiten verdeckt. Besonders Letztere haben es aber oft schwer, sich krankenversichern zu lassen. "Gerade jetzt in Corona-Zeiten ist das ein großes Problem", weiß auch Susanne Bleier Wilp (52) vom "Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.".
Der Verband hat deshalb vor Tagen einen Nothilfefonds aufgelegt (Info: www.berufsverband-sexarbeit.de, Spenden willkommen!).
Susanne Bleier Wilp: "Außerdem haben wir auf der Webseite alle wichtigen Informationen für die betroffenen Frauen zusammengestellt." In Deutsch und Englisch und sogar akribisch nach Bundesländern getrennt.
Titelfoto: Ove Landgraf