Wilsdruffer Sendemast hängt vielen am Herzen, doch "Bleistift"-Denkmal droht zu scheitern
Wilsdruff - Sie sind so nah dran: Seit Jahren kämpft der Funkturm-Verein Wilsdruff um ein Denkmal für ihren sogenannten "Bleistift". Die Grube fürs Fundament ist gegraben, der zehn Meter lange Mast auf Vordermann gebracht. Doch auf der Zielgeraden sprang eine Baufirma ab, die neue übersteigt das Budget. Dabei wollte der Verein den Sendemast wieder aufbauen.

Als der Sendemast in der Gemeinde Klipphausen fiel, brach Sabine Neumann (44) in Tränen aus. 1953 errichtete der Mittelwellensender "Sender Wilsdruff" den 153 Meter hohen Mast.
Der "Bleistift" galt fortan als Wahrzeichen der Stadt, wurde auch für das Elbtal zum Symbol, war er doch von der Autobahn stets gut zu sehen. Doch seit 2013 wurde das imposante Bauwerk nicht mehr gebraucht. Laut Besitzer Media Broadcast verschlang der Pfahl Hunderttausende, sein Abriss sei alternativlos gewesen.
"Im Februar 2019 hörte ich es im Radio", so Neumann. Für ihre Familie war das ein Schock, der Bleistift markierte ihre Heimat. "Also hab ich mich hingesetzt und eine Petition gestartet."
Dann kamen die Medien und mit ihnen Unterschriften aus der ganzen Welt. Im Mai gründete sie den Förderverein Funkturm Wilsdruff, dessen Chefin sie heute ist.
Neuer Bleistift könnte 15 Meter hoch werden



Doch es half nichts: Am 1. August 2021 fällte die Media Broadcast den Wilsdruffer "Bleistift" im zweiten Anlauf. "An dem Tag habe ich meiner Fünfjährigen versprochen, ihn wieder aufzubauen. Und das machen wir", so Vereinsvize David Meyer (40).
Trotz "Trophäenjäger und Raubtouristen" konnten sie sich die untersten 10,2 Meter sichern, die sie in einer streng geheimen Halle lagern. Einen neuen Anstrich bekam das Denkmal bereits.
Seine Dellen bleiben, sie gehören dazu, sagt David. Samt Sockel und Fundament, neben Bäumen und Bänken, wird der neue alte Bleistift knapp 15 Meter hoch und von der Autobahn zu sehen sein - wenn er überhaupt errichtet werden kann.
Denn nach der Erhöhung der CO₂-Steuer zu Beginn des Jahres zog sich die zuständige Hochbaufirma zurück. Die neue musste den vorherigen Preis verdoppeln. Die Finanzspritze vom Ministerium für Regionalentwicklung (10.000 Euro) ist Ende des Monats aufgebraucht, bei der Kassenlage ist keine zweite in Sicht.
Wird der Wilsdruffer Bleistift bald wieder über der Kleinstadt wachen - und David sein Versprechen halten? Wer das Projekt unterstützen will, findet Infos unter: funkturm-wilsdruff.de.
Titelfoto: Bildmontage: Roland Halkasch, Eric Münch