Bis zu 25 Euro das Stück: Superfest-Gläser aus Schwepnitz sind noch heute der Renner
Schwepnitz - Sie waren schlicht, praktisch und so gut wie unzerbrechlich: Zu DDR-Zeiten standen die Superfest-Gläser in jeder Kneipe.
Doch mit der Wende kam auch das Aus für die revolutionäre Ost-Erfindung. TAG24 war zu Besuch in der alten Produktionsstätte im Lausitzer Örtchen Schwepnitz (rund 2600 Bewohner), wo einst viele Millionen Stück gefertigt wurden.
In dem alten Plattenbau, in dem in den 80er-Jahren Labor und Rechenstation des VEB Sachsenglas waren, ist heute ein DDR-Museum zu finden. Und natürlich fehlen darin die alten Superfest-Gläser nicht.
"Für Bier bis zu einem halben Liter, Sektflöten, Cognac-Schwenker, Brause und Schnaps. Daraus tranken die Russen immer gerne", sagt Museumsgründer Uwe Jähnig (56). Er arbeitete früher selbst als Elektriker im Werk, machte dort seine Ausbildung.
Die schlichten Biergläser sind unten dünner als oben. "Damit man sie in der Kneipe stapeln konnte. Auf Schönheit kam es ja nicht an", erklärt Jürgen Lauke (62), einstiger Abteilungsleiter im Werk.
Superfest-Bestände im Netz gefragt
"Ressourcen und Energie waren knapp. Man brauchte ein Glas, was länger hält als normales." Für die DDR war es ein "Vorhaben von besonderer Dringlichkeit".
Und die Umsetzung gelang: Forscher ersetzten die kleinen Natrium- mit größeren Kalium-Ionen, was die Gläser fester machte. Damit hielten sie bis zu 15-mal länger als gewöhnlich - noch mehr als damals erhofft! 1980 liefen die Maschinen für Superfest in Schwepnitz an.
Rund 600 Mitarbeiter produzierten im Schichtbetrieb. Bis zur Wende ratterten rund 115 Millionen Gläser vom Band, sie standen in jeder Gaststätte im Osten.
Und dann? "Im Westen war das sozialistische Produkt nicht gefragt", bedauert Lauke. "Händler wollten Glas, was kaputt geht, um neues zu verkaufen."
Die Superfest-Produktionsanlagen wurden 1991 stillgelegt. Andere (herkömmliche) Gläser wurden am Standort von verschiedenen Firmen noch weiter produziert, bis das letzte Glas-Werk 2011 dichtmachte.
Noch heute kann man die Gläser in so mancher Kneipe finden. Und was einst keiner mehr wollte, hat 30 Jahre wieder an Wert gewonnen: Im Internet verkaufen Händler Superfest-Bestände und verlangen bis zu 25 Euro - pro Glas!
Titelfoto: Steffen Füssel