Beim Mühlentag zu Pfingsten geht's in Sachsen rund

Dresden - Glück zu! Am heutigen Pfingstmontag lädt die "Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und -erhaltung" (DGM) zum 30. Deutschen Mühlentag in Deutschland und Sachsen. Doch nicht nur der Traditionsverband begeht einen runden Jahrestag: Auf dem Pfarrberg zu Kottmarsdorf wird die Bockwindmühle 180 Jahre alt.

Die Bockwindmühle Kottmarsdorf hoch oben auf dem Fahrberg.
Die Bockwindmühle Kottmarsdorf hoch oben auf dem Fahrberg.  © Ove Landgraf

"Wenn du hier geboren wirst, hast du eine Beziehung zu ihr", schwärmt Bernd Dreßler vom Heimatverein Kottmarsdorf. Die steilen Holztreppen knarzen unter dem 75-Jährigen, als er den 40 Tonnen schweren Holzriesen besteigt. Dessen Herzstück sitzt im Dachstuhl, dort riecht es nach altem Gebälk.

1843 erbaut, fingen vier Mühlenflügel exakt 100 Jahre lang die Winde der tschechischen Grenzregion. Eine Flügelwelle gab die Naturgewalten an das 2,90 Meter hohe Kammrad über, was wiederum ein Stockgetriebe antrieb.

Fest verankert mit dem Läuferstein, mahlte so die Familie Burk Korn zu Mehl und Schrot. Doch mit den beiden Söhne der Müllerdynastie, "die im Krieg blieben", starb das Handwerk auf dem Pfarrberg - bis sich 1981 die "Natur- und Heimatfreunde Kottmarsdorf" der Tradition annahm.

Bei laufendem Betrieb ruhte sich der Müller in seinem Stübchen aus.
Bei laufendem Betrieb ruhte sich der Müller in seinem Stübchen aus.  © Ove Landgraf
Zum Mühlentag öffnen die Kottmarsdorfer auch ihre Schaubackstube.
Zum Mühlentag öffnen die Kottmarsdorfer auch ihre Schaubackstube.  © Ove Landgraf
Das Herzstück der Mühle: Das Kammrad, das übers darunter liegende Stockgetriebe den Mühlstein bewegte.
Das Herzstück der Mühle: Das Kammrad, das übers darunter liegende Stockgetriebe den Mühlstein bewegte.  © Ove Landgraf

Auch andere spannende Traditionsmühlen öffnen Müllerstübchen und Co.

Bernd Dreßler (75) vom Heimatverein in Kottmarsdorf.
Bernd Dreßler (75) vom Heimatverein in Kottmarsdorf.  © Ove Landgraf

"So 'ne Mühle ist wie 'ne Sparbüchse - steckste immer Geld rein", sagt Dreßler. Zu DDR-Zeiten half "Vitamin B" wirtschaften, mit der Wende kamen Fördermittel zur Denkmalpflege hinzu. Heute unterstütze der Freistaat. Nicht viel, vielleicht zwei- bis dreitausend Euro. Aber Kleinvieh mache schließlich auch Mist.

Ein Flügel etwa koste 5500 Euro, 2021 brauchten sie zwei neue davon - Altersschwäche in der Substanz. Doch der namensgebende Bock hält hölzern: Vier gewaltige Lärchenbalken stemmen auf Granit gebockt den massiven Eichenholzbaum im Rumpf der Mühle. Auf ihm liegt die gesamte Last - und das seit 180 Jahren.

Mit Führungen durchs Gebälk und die Schaubackstube laden sie zum 30. Deutschen Mühlentag zu Pfingstmontag. Doch auch andere spannende Traditionsmühlen wie die Neuholländermühle in Borna oder die Sägemühle in Bad Gottleuba öffnen Müllerstübchen und Co. für Euch.

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In der kleinsten Mühle wird wieder gebacken

Die Minimühle im Eichhörnchengrund im Maßstab 1:5.
Die Minimühle im Eichhörnchengrund im Maßstab 1:5.  © Jürgen Männel/jmfoto

Am idyllischen Eichhörchengrund in Gauernitz (bei Meißen) liegt die kleinste noch produzierende Wassermühle Deutschlands.

Das begehbare Miniaturmodell wurde ab 1968 über Jahrzehnte vom Coswiger Denkmalpfleger Günther Schulze nach dem Vorbild der Klipphausener Lehmann-Mühle erschaffen - und verfiel mit seinem Tod 2001.

Acht Jahre später fassten sich Werner Hebeld und seine Frau Ilona aus Klipphausen ein Herz und päppelten sie zur Attraktion auf - bis sie im Oktober 2021 ihr Ehrenamt niederlegten. Zum letztjährigen Osterfest übernahmen Cornelia Figas und Anja Rackette.

Mit Unterstützung von Mühlen-Fan Detlef Maaß mahlen sie dort noch heute Mehl - und backen lecker Kuchen.

Sachsens größtes Wasserrad

Die Niedermühle am Hirschgrund, schwer gezeichnet. Das Wasserrad im Inneren misst acht Meter.
Die Niedermühle am Hirschgrund, schwer gezeichnet. Das Wasserrad im Inneren misst acht Meter.  © Bildmontage: Daniel Förster

Die märchenhafte Landschaft der Sächsischen Schweiz lockt Jahr für Jahr Hunderttausende Wandersleute in den Freistaat.

Wer bereits am Mühlgrundbach entlangspazierte, kam auch am Hirschgrund vorbei. Dort steht die Niedermühle, die Sachsens größtes noch existierende Wasserrad beheimatet.

Doch mit den Regenmassen des Sommers 2021 wuchs das beschauliche Bächlein zum reißenden Strom, verschlang Böschungen, Mauern und Straßen. So auch die Sandsteinmauer an der Mühle sowie einen Pfeiler des 1854 errichteten Bauwerkes.

Im vergangenen Jahr pumpte der Freistaat rund 30 Millionen Euro in den schwer geschädigten Landstrich - doch der Wiederbau dauert. Zum diesjährigen Mühlentag haben Interessierte trotzdem die Möglichkeit, über Reinhardtsdorf-Schöna ins Tal von oben übers Klärwerk zur Mühle zu reisen.

Titelfoto: Bildmontage: Ove Landgraf

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