Bei den Europawahlen dürfen die Jungen schon ab 16 an die Urnen
Dresden - "Was in Europa abgeht, darf ich wählen, aber das vor meiner Haustür nicht?!" Der Kinder- und Jugendring Sachsen hat eine Postkartenkampagne zur Absenkung des Wahlalters gestartet. Mit dieser und ähnlichen Fragen verleiht er seiner Forderung nach Wahlen ab 16 Ausdruck.
In Sachsen dürfen 2024 erstmals 16-Jährige an der Europawahl am 9. Juni teilnehmen. Ausgeschlossen bleiben die Teenager weiterhin von den Kommunal- und Landtagswahlen.
"Ich finde es unbegreiflich, dass in Sachsen jungen Menschen immer noch eines der wichtigsten demokratischen Grundrechte vorenthalten wird", sagt Diego Eilenberger (18).
Er ist Mitbegründer des Jugendparlaments Mittweida und sieht vor allem die CDU als "Bremsklotz", wenn es um Reformen geht.
Seine Argumente pro Absenken: Junge Leute engagieren sich in Ehrenämtern sozial und politisch. Sie sind informiert und schon aus purem Eigennutz an der langfristigen Lösung von Problemen wie Klima, Rente oder Wohnungsnot interessiert.
Juristische Schützenhilfe erhält der Ring von Dominik Lück (41). Der Potsdamer Anwalt für Verwaltungsrecht sieht nur Vorteile für die Gesellschaft, wenn Jugendliche mitbestimmen: "Alte weiße Männer machen Politik in den Städte- und Gemeinderäten. Junge Menschen haben dagegen dort keine Stimme. Durch die Senkung des Wahlalters könnte man die Jugendlichen für die Arbeit in den Gremien gewinnen."
Bis Mitte August läuft die Kampagne "16stimmt". Eilenbergers Hoffnung: Sachsen nimmt sich endlich in der Sache Länder wie Brandenburg oder Sachsen-Anhalt zum Vorbild.
Titelfoto: Montage: Pia Lucchesi, IMAGO/Michael Schick