Aus und vorbei: In Sachsens ältestem Schnapsladen fließt der letzte Tropfen

Bischofswerda - Sag zum Abschied leise Prost: Wie TAG24 berichtete, muss das Spirituosengeschäft "F. G. Francke" seine Pforten schließen - nach 229 Jahren in "Schiebock". Seit 1795 verkaufte der Laden Geselligkeit. Folgerichtig lud die letzte F. G. Francke auf einen allerletzten Tropfen.

Im Eckladen lief jahrzehntelang alles rund. Erst zuletzt war ein wenig der Wurm drin.  © Eric Münch

"Wir sind in einer Zeit angekommen, in der wir unser Geschäft bei reichlicher Überlegung schließen", sagte Ur-Ur-Ur-Enkelin Fanny Gesine Francke (50) und schluckt. Obwohl der Umsatz gleich blieb, werden Energie, Versicherung aber auch die Waren immer teurer.

Beispiel: Die schottischen Whiskeyexporte nach Deutschland seien seit Corona um knapp ein Drittel eingebrochen. Auf einem Milliardenmarkt wie diesem eine gigantische Summe.

Händler könnten die gestiegenen Kosten nicht auf Kunden umlegen. "Ich kann einen 7-Euro-Wein nicht für 9,90 verkaufen. Weil er das einfach nicht wert ist."

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Einen guten Umsatz konnte man sich hier gut vorstellen: Knapp 150 Menschen drückten sich ein letztes Mal durch den kleinen Eckladen, genossen Weine wie Butter Scotch Longdrinks bei Käse, Oliven und House-Musik von DJ noirman.

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Ur-Ur-Ur-Enkelin Fanny Gesine Francke (50, r.) mit Papa Friedrich Günther Francke (88).  © Eric Münch
Die Mitarbeiterinnen Conny (44, l.) und Isabell (49) stoßen auf die Zukunft an.  © Eric Münch

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Ein letztes Mal wurde der Laden auf der Bautzener Straße gestürmt. Wäre der Andrang doch bloß immer so gewesen ...  © Eric Münch

"Persönlichkeiten wie die Franckes wachsen nicht nach", sagte Geschäftspartner Hagen Schmidt (55). Für den Weinlieferanten stehe schon lange in Aussicht, dass sich der Einzelhandel stark verändere. "Keine schöne Entwicklung."

Bürgermeister Holm Große (57, parteilos) will das nicht aufgeben: "Wir haben was zusammen bewegt und werden auch weiter bewegen."

Einem kam die Entwicklung doch gelegen: Bodo Lehnig (65), Ex-Schulleiter des Goethe-Gymnasiums. Während der Pandemie lernte er Fanny kennen, holte die studierte Germanistin als Nachhilfekraft für Ukraine-Flüchtlinge. "Und dann haben wir uns lange unterhalten", grinst er.

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