Angeblich unhackbar: Kretschmer hat als erster MP ein abhörsicheres Telefon

Freital - Sachsens Regierungs-Chef Michael Kretschmer (49, CDU) ist der erste Ministerpräsident in Deutschland, der über ein abhörsicheres Telefon verfügt. Vorerst ist das nicht viel mehr als ein Marketing-Gag. Aber das könnte sich schon bald ändern.

Funktioniert ganz einfach: Günther Welsch (57, l.) vom BSI erklärt Sachsens MP Michael Kretschmer (49, CDU), wie das abhörsichere Telefon zu benutzen ist.
Funktioniert ganz einfach: Günther Welsch (57, l.) vom BSI erklärt Sachsens MP Michael Kretschmer (49, CDU), wie das abhörsichere Telefon zu benutzen ist.  © Picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Claudia Plattner (51) hat sichtlich Spaß an diesem Termin. "Die Leute sind hier mit Herzblut dabei", sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Sie ist eigens vom Hauptsitz Bonn an den Nebenstandort nach Freital gekommen. Für Michael Kretschmer, den sie an diesem Tag trifft, hat sie ein Geschenk dabei: ein abhörsicheres Telefon.

"Das könnte noch nicht einmal ein Quantencomputer knacken", sagt Günther Welsch (57), beim BSI zuständig für Krypto-Technologie und IT-Management für erhöhten Sicherheitsbedarf.

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Er erläutert, wie der Apparat funktioniert: Token einstecken, Gesprächspartner aus der Adressliste antippen, wählen. Nur sieben Nummern sind eingespeichert.

Welsch stellt zu Demonstrationszwecken ein Gespräch mit einem Mitarbeiter im Haus her und drückt Kretschmer den Hörer in die Hand. "Grüße Sie, Kretschmer, guten Tag", sagt der und fragt trocken: "Verdienen Sie anständig?" Ein Lacher, na klar.

1000 Sicherheitssysteme sind in der Bundesverwaltung im Betrieb. Nun soll auch die Kommunikation in den Ländern sicherer werden.
1000 Sicherheitssysteme sind in der Bundesverwaltung im Betrieb. Nun soll auch die Kommunikation in den Ländern sicherer werden.  © 123RF/hywards
Ein solches abhörsicheres Telefon kann auch von einem Quantencomputer nicht geknackt werden.
Ein solches abhörsicheres Telefon kann auch von einem Quantencomputer nicht geknackt werden.  © Picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Freital verfügt seit Neuestem über einen Showroom für Sicherheitstechnik. Einen "Tag der offenen Tür" gibt es hier nicht.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Freital verfügt seit Neuestem über einen Showroom für Sicherheitstechnik. Einen "Tag der offenen Tür" gibt es hier nicht.  © Holm Helis

Plattner: Bedrohung im Cyberraum bleibt hoch

BSI-Präsidentin Claudia Plattner (51): "Die Bedrohungslage bleibt hoch."
BSI-Präsidentin Claudia Plattner (51): "Die Bedrohungslage bleibt hoch."  © Picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Kretschmer bedankt sich, weiß aber, dass er damit nicht viel anfangen kann. Anders, als man annehmen könnte, sind abhörsichere Telefone bisher nur in der Bundesverwaltung üblich, im Auswärtigen Amt vor allem.

Aber Spionage, Datenklau und Cyberkriminalität sind längst an der Tagesordnung, auch in den öffentlichen Verwaltungen, bei Universitäten, der Wirtschaft.

"Die Bedrohung im Cyberraum bleibt hoch", sagt Plattner und ist wieder ganz ernst. Deshalb würde ihre Behörde gern auch die Länder mit sicheren Kommunikationslösungen versorgen.

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Rund 1000 sind im Bund bereits im Einsatz. Welche, das können sich Entscheidungsträger und Geheimschutzberater in dem neuen Showroom des BSI in Freital ansehen. Alle anderen müssen draußen bleiben.

Kretschmer ist sich im Klaren, dass er als Markenbotschafter fungieren soll. Aber das ist ihm offenbar nicht unrecht. Sicherheit ist ja eines der Kernthemen der CDU. Und wenn die Werbebotschaft verfängt, wird seine Telefonliste schon bald viel länger.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/hywards, picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

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