Anbieter pleite, Tausende Kündigungen, hohe Preise: Auf Sachsens Energiemarkt ist die Hölle los
Sachsen - Die Strommarkt-Misere hat auch im Freistaat heftige Auswirkungen. Denn durch die Pleite von Billigstrom- und -gas-Anbietern rutschten Tausende sächsische Haushalte in die teurere kommunale Grundversorgung.

Rückblick: Im Sommer 2021 explodierten die Preise für Gas und Kohle, letztere wird in Kraftwerken in Strom umgewandelt. Zudem stiegen in der EU die Kosten für CO2-Emissionszertifikate massiv, um mindestens das Sechsfache, an.
In Dresden verkündete "Dreischtrom" Anfang Dezember seine Insolvenz. Der Billigstrom-Anbieter "Stromio" kappte seinen Kunden kurz vor Weihnachten die Lieferverträge.
"Von 'Stromio' haben wir circa 1300 Stromkunden in die Grund- und Ersatzversorgung übernommen", erklärt Astrid Eberius (51), Sprecherin des kommunalen Chemnitzer Versorgers "eins". Dieser nahm von Oktober bis Ende 2021 insgesamt 1430 Strom- und 3130 Gaskunden neu auf - meist von Discountern.
"Seit September sind circa 10.000 Kunden neu in unsere Grundversorgung gekommen", sagt Frank Viereckl (50), Sprecher der Stadtwerke Leipzig. Diese bilden nun knapp 4,6 Prozent der 218.000 Stromkunden.





Auch Dresden von Strommarkt-Misere betroffen

In Dresden gibt es wohl ähnlich viele Betroffene, schildert Drewag- und SachsenEnergie-Sprecherin Nora Weinhold (39): "Aufgrund von Kündigungen und Insolvenzen anderer Versorger liegt die Anzahl dieser Kunden bei 5000 bis 10.000. Sowohl für die Gas- als auch für die Strom-Grundversorgung." SachsenEnergie ist mit insgesamt 600.000 Kunden der größte kommunale Versorger Ostdeutschlands.
Durch die automatische Grundversorgung bleibt zwar niemand im Dunkeln sitzen. Doch an entsprechenden Angeboten für die Zwangs-Neukunden hapert es noch - die Kosten könnten sogar weiter steigen.
"Neue Kunden bedeuten, dass eine zusätzliche Menge an Erdgas beschafft werden muss und das zu den leider aktuell sehr hohen Preisen", schildert "eins"-Sprecherin Eberius. Derzeit kostet der jährliche "eins"-Strom-Grundversorgungspreis einen Single-Haushalt mit 1000 Kilowattstunden 846,91 Euro, eine Kleinfamilie mit 1800 kWh Verbrauch 1431,92 Euro.



Wer in die Grundversorgung gerutscht ist, sollte entweder Strom sparen oder auf einen günstigeren Tarif wechseln. Portale wie www.strom-guenstiger.de bieten Vergleiche sowie Übersicht. Achtung: Zu billige Anbieter könnten die nächsten Pleitegeier sein.
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