An die Arbeit! Sachsen wirft Job-Motor für Geflüchtete an
Dresden - Geflüchtete sollen auch in Sachsen schneller in Arbeit kommen. Dafür hat die Bundesagentur für Arbeit bereits im Oktober den "Job-Turbo" gezündet. Aber nicht jeder ist von der Wirkung überzeugt.
"Es geht darum, viel früher mit der Integration in den Arbeitsmarkt zu beginnen", erläuterte Sachsens Arbeitsagentur-Chefin Michaela Ungethüm (50).
Dazu gehen Vermittler in den 13 kommunalen Jobcentern noch früher auf Geflüchtete zu, um deren Fähigkeiten oder berufliche Qualifizierungen und -vorstellungen zu ermitteln - in der Regel circa vier Wochen vor Ende eines Integrationskurses, so Ungethüm.
Parallel dazu führen sie auch Gespräche mit Unternehmern, um Bedarfe und Anforderungen abzufragen.
Im Dezember lebten mehr als 53.000 Asylbewerber aus acht definierten Herkunftsländern - darunter Afghanistan, Eritrea und Irak - in Sachsen, dazu mehr als 43.000 ukrainische Staatsangehörige.
Insgesamt knapp 28.000 von ihnen gingen einer Beschäftigung nach, etwas über 22.500 waren arbeitslos gemeldet, etwa 9800 besuchten Integrationskurse.
Kritik kommt vom Präsidenten des Unternehmerverbands Sachsen
"Es ist wichtig, dass Geflüchtete zügig in den Arbeitsmarkt vermittelt werden", sagte Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (65, SPD), denn "Arbeit schafft Akzeptanz".
Damit erfüllt der Job-Turbo mindestens zwei Aufgaben: Er sorgt nicht nur für eine schnellere Integration, sondern stopft auch die Lücken, die auf dem sächsischen Arbeitsmarkt mit derzeit knapp 37.000 freien Stellen klaffen.
Noch besser wäre, gleich in den Erstaufnahmeeinrichtungen mit den Geflüchteten über Voraussetzungen und Perspektiven zu reden, regte Köpping an. Zustimmung, aber auch Kritik kam vom Präsidenten des Unternehmerverbands Sachsen, Dietrich Enk (50).
Das deutsche Sozialsystem sei für viele Geflüchtete zu verführerisch, gab er zu bedenken. Zudem verwies er auf das Problem der Bleibeperspektive von Menschen aus der Ukraine und die Fälle, in denen gut integrierte Ausländer trotz Job abgeschoben wurden.
Seine Kritik machte vor den eigenen Reihen nicht halt. Wenn deutsche Kollegen wenigstens ein wenig Englisch sprechen, schade das bei der Kommunikation mit Geflüchteten, die häufig mindestens etwas Englisch sprechen, auch nicht, sagte er.
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst, Steffen Füssel