Amokalarm an Grundschule in Sachsen: Ermittlungen laufen auf Hochtouren
Bischofswerda - Einen Tag nach der Messerattacke in einer Schule in Sachsen dauert die Spurensicherung an. Polizeisprecher Maximilian Funke sagte am Donnerstag, dass die Kriminaltechniker und die Tatort-Gruppe der Polizei weiter vor Ort sind. Es wurden umfangreiche Spuren gesichert. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Im Zuge der Ermittlungen wurde das Schulgebäude noch am Mittwoch von Polizei und Feuerwehrleuten durchsucht. Dabei wurden mehrere Taschen, Messer, Flaschen und Feuerzeuge gefunden.
Ob die Flaschen mit brennbarer Flüssigkeit gefüllt waren, ist noch unklar. Zudem wird untersucht, ob sie in einem Zusammenhang mit der Tat stehen.
An einer Grundschule in Bischofswerda (Landkreis Bautzen) wurde am Mittwochmorgen nach einem Messerangriff Amokalarm ausgelöst. Ein achtjähriger Schüler der dritten Klasse wurde von einem 16-Jährigen schwer verletzt. Dieser versuchte, sich nach der Tat anzuzünden.
Beim Tatort handelt es sich um die Grundschule an der Kirchstraße in Bischofswerda (Landkreis Bautzen), bestätigte eine Sprecherin der Polizei Görlitz auf Anfrage von TAG24. Der Amokalarm sei gegen 9.40 Uhr ausgelöst worden.
Ersten Informationen zufolge kam der Täter auf das Schulgelände und rannte mit einem Messer durch das Gebäude.
Ein acht Jahre alter Junge wurde von ihm an Kopf und Hals schwer verletzt. Das Opfer wurde vor Ort von Rettungskräften behandelt und dann mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Der Zustand des Drittklässlers sei stabil.
Ob das Opfer gezielt attackiert wurde, blieb zunächst offen. Weitere Verletzte gab es nicht. In der Zwischenzeit äußerten sich mehrere Politiker zu der Tat.
Täter zündete sich nach der Attacke selbst an
Nach Angaben der Polizei hat sich der Angreifer nach der Tat selbst angezündet. Die Flammen wurden rasch gelöscht, der Jugendliche überwältigt und festgenommen. Er wurde ebenfalls in ein Krankenhaus eingeliefert.
Die Grundschule wurde komplett geräumt und alle Schüler in Sicherheit gebracht. Um sie kümmerte sich ein Kriseninterventionsteam.
Wie die Polizei weiter mitteilte, war die Schule auf eine Amoklage wie diese vorbereitet. Sämtliche Klassenzimmer wurden verschlossen.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Ein Spezialkommando rückte an und stürmte das Schulgelände. Die Lage ist inzwischen unter Kontrolle, die Polizei gab Entwarnung.
Der Hintergrund der Tat ist weiterhin unklar.
Die Schule ist aktuell weiterhin gesperrt. Auf allen vier Etagen der Schule wurde eine unbekannte Flüssigkeit entdeckt, die der Täter vermutlich ebenfalls verteilt hat. Es ist aktuell noch nicht klar, um welche Flüssigkeit es sich handelt.
Polizei gibt weitere Details bekannt
Am Nachmittag meldet sich die Polizeidirektion Görlitz mit neuen Details.
Demnach haben die Einsatzkräfte in Zusammenarbeit mit dem Kriseninterventionsteam (KIT) insgesamt "53 Schülerinnen und Schüler, zwei Jugendliche, drei Lehrkräfte sowie 53 Elternteile" betreut.
Die Polizeidirektion Görlitz sei mit mehr als 80 Einsatzkräften der Polizeireviere Bautzen und Kamenz, des Einsatzzuges, der Kriminalpolizeiinspektion und der Diensthundestaffel vor Ort gewesen.
Zudem seien das KIT und die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes aus Bischofswerda an der Schule gewesen.
Mutmaßlicher Täter war früher Schüler in der Lehranstalt
Später wurde bekannt: Der mutmaßliche Täter hat laut der Polizeidirektion Görlitz früher selbst diese Lehranstalt besucht.
"Entgegen einiger Äußerungen/Gerüchte in sozialen Netzwerken können wir zudem mitteilen, dass bei dem 16-Jährigen kein Migrationshintergrund vorliegt", teilte die Behörde am Nachmittag mit.
"Die genauen Umstände und das Motiv der Tat sind weiterhin unklar. Die Kriminalpolizei nahm umfassende Ermittlungen in alle Richtungen auf", so die Polizei weiter.
Kriminalpolizei sichert weitere Gegenstände - kein Sprengstoff!
Die Kriminalpolizei hat in den vergangenen Stunden weitere Gegenstände in der Schule sichergestellt.
Wie eine Sprecherin der Polizeidirektion Görlitz gegenüber TAG24 mitteilte, waren darunter neben mehreren Taschen auch Flaschen und Feuerzeuge.
Ob der Täter damit möglicherweise Molotowcocktails bauen wollte, blieb zunächst offen.
Gerüchte, dass Sprengstoff sichergestellt wurde - wie es in den sozialen Medien derzeit verbreitet wird - dementierte die Polizeisprecherin nachdrücklich.
Diese Meldungen seien nicht korrekt!
Statement der Opferbeauftragten der Sächsischen Staatsregierung
Am Nachmittag gab die Opferbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung, Iris Kloppich, ein Statement ab.
"Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht von der heutigen Amoktat in Bischofswerda aufgenommen. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei den betroffenen Kindern, ihren Angehörigen und den Lehrerinnen und Lehrern der Schule. Für die Bewältigung dieses Ereignisses wünschen wir ihnen viel Kraft und Beistand", so Kloppich.
Als Opferbeauftragte der Sächsischen Staatsregierung stehe sie mit ihrem Team allen Opfern und Betroffenen als Ansprechpartnerin bei Fragen und Unterstützungsbedarf unter 0351-56455881 bzw. Opferbeauftragte@sms.sachsen.de zur Verfügung.
Sachsens Kultusminister äußert sich nach Messerangriff
Inzwischen hat sich Sachsens Kultusminister, Christian Piwarz (48), nach der Messerattacke geäußert.
"Unsere Gedanken sind bei dem verletzten Kind und der Schulgemeinschaft", sagte er am Nachmittag der Deutschen Presse-Agentur.
Ihm zufolge seien auch Mitarbeiter der Kultusverwaltung unmittelbar nach der Tat vor Ort gewesen.
"Wir werden die Schüler und Pädagogen unterstützen, wo immer es auch notwendig sein wird", fügte der CDU-Politiker hinzu.
Kein Unterricht am Donnerstag
Sowohl an der Grund- als auch der Oberschule wird am Donnerstag kein regulärer Schulbetrieb stattfinden.
Trotzdem werde es ein Betreuungsangebot für die Kinder geben, die nicht zu Hause bleiben könnten.
Das teilte Udo Witschas (51, CDU), der Landrat des Landkreises Bautzen, am Mittwochmorgen mit.
"Fassungslosigkeit ist ein Wort, das nicht ausreicht, um meine Gefühle angesichts der Situation in Bischofswerda zu beschreiben", sagte der CDU-Mann.
OB Holm Große "schockiert"
Auch Bischofswerdas Oberbürgermeister, Holm Große (parteilos), hat sich inzwischen zum Attentat geäußert.
"Ich bin einfach nur schockiert und zutiefst betroffen. Das geht einem durch und durch", sagte das fassungslose Stadtoberhaupt am Mittwoch direkt am Tatort.
Vor allem dem Opfer wünsche er, dass es durchkomme. Außerdem hoffe er, dass alle Beteiligten das Geschehene bald verarbeiten könnten.
Erstmeldung 23. August um 10.37 Uhr, zuletzt aktualisiert am 24. August um 8.05 Uhr
Titelfoto: Rocci Klein