Alles plötzlich teurer: Aufstand im Camper-Paradies
Dippoldiswalde - Dunkle Wolken über Paulsdorf: Die Dauercamper an der Talsperre Malter haben teilweise ihr halbes Leben auf dem Platz verbracht - nun könnte ein Schreiben ihre heile Welt zerstören...
Anfang August erhielten 350 Paulsdorfer Camper die Hiobsbotschaft per Mail: Die Kosten für Handwerkerleistungen, den Sicherheitsdienst, die Anlagenwartung und die Entsorgung seien teilweise um das Dreifache gestiegen, so der Betreiber, die Weißeritztal-Erlebnis GmbH.
Daher gilt ab 1. Januar 2023: Die Personenpauschale pro Saison steigt von 270 Euro auf 500 Euro, der Quadratmeterpreis von 6 auf 7 Euro und der Auto-Stellplatz von 65 auf 80 Euro.
Petra Martin (66) und ihr Mann sind seit 1981 Dauercamper in Paulsdorf. Sie spricht stellvertretend für alle Betroffenen.
"Die letzte Preisanpassung war 2019, als die Geschäftsführung wechselte. Das waren 50 Euro, mit der Begründung, dass vor Ort Verbesserungen entstehen. Davon sehen wir nichts und nun steigt alles weiter. Wir wollen keinen Streit, aber wir haben nie eine Kostenaufschlüsselung zum Nachprüfen erhalten", sagt sie.
Vandalismus in Räumlichkeiten
"Das Sanitärgebäude wurde 1993 erbaut und seitdem wurde nichts mehr gemacht. Die Kosten in diesem Bereich entstehen durch Vandalismus der Jugendlichen, die in den Waschräumen ihre Partys feiern. Wir müssen das dann bezahlen", erzählt die Camperin.
"Den Sicherheitsdienst sieht man so gut wie nie und allgemein ist die Pflege auf dem gesamten Platz einfach schlecht."
Der Betreiber erklärte auf Anfrage, dass neue Preise "aufgrund der aktuellen und künftigen Situation" nötig seien.
"Es ist jedem freigestellt, die Leistungen zu nutzen. Es besteht kein Zwang, den Vertrag fortzuführen. Verglichen mit anderen Campingplätzen liegen wir im absoluten Durchschnitt", so Geschäftsführerin Marleen Kadner. Am selben Tag wurde auf dem Platz ein Versammlungsverbot verhängt ...
Die Camper setzen sich zur Wehr. "Wir haben gemeinsam ein Schreiben aufgesetzt und gehen in den Widerspruch. Die Briefe sind raus an die Oberbürgermeisterin. Hier sind viele, die von einer kleinen Rente leben. Sie wissen nicht, ob sie das alles bei den Preisen halten können. Den Platz aufzugeben, wäre schrecklich. Wir sind wie eine große Familie. Das dürfen wir nicht verlieren."
Titelfoto: Montage: Eric Münch, privat