Alles hat ein Ende: Diese Abgeordneten sagen dem sächsischen Landtag leise Servus

Dresden - Am kommenden Donnerstag tritt der siebente Sächsische Landtag das letzte Mal zusammen. Viele Abgeordnete werden nach der Plenarsitzung ihre Abschiedsrunde durchs Parlament drehen. Sie gehen, weil ihnen der Wiedereinzug ins Parlament nicht geglückt ist oder sie ihren Abgang von der politischen Bühne lange geplant haben. So oder so - ihre Stimmen werden fehlen. Wir haben sechs scheidende, charismatische Politiker zu ihren Zukunftsplänen befragt.

Roland Wöller (CDU)

Roland Wöller (54, CDU) war 25 Jahre lang Teil des Parlaments.
Roland Wöller (54, CDU) war 25 Jahre lang Teil des Parlaments.  © imago images/Matthias Rietschel

Seit 2022 sah man ihn kaum noch im Landtag. Jetzt kehrt er Sachsen endgültig den Rücken: Roland Wöller (54, CDU). Der gebürtige Duisburger gehörte 25 Jahre dem Parlament an.

Knapp elf Jahre davon war er Minister (Ressorts Umwelt, Kultus und Inneres) und Mitglied der Landesregierung. Es gab Zeiten, da wurde Wöller als nächster Ministerpräsident Sachsens gehandelt.

Sein Stern sank nach einer Reihe von Skandalen in Sachsens Polizei sowie umstrittenen Personalentscheidungen. Im April 2022 verlor Wöller seinen Job als Innenminister.

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Er erklärt: "Die Entscheidung, nach 25 Jahren Verantwortung für den Freistaat und Arbeit für seine Bürger aus der Politik auszuscheiden, habe ich überlegt getroffen. Unter anderem bin ich nun wieder Privatperson und freue mich, wieder Freiheiten, wie sie jeder andere auch hat, zu genießen."

Wöller hält sich bedeckt, was die Zukunft betrifft. Politische Weggefährten trauen dem Volkswirt zu, dass er nun eine akademische Karriere hinlegt.

Frank Richter (SPD)

Frank Richter (64, SPD) freut sich auf den Umzug nach Sachsen-Anhalt.
Frank Richter (64, SPD) freut sich auf den Umzug nach Sachsen-Anhalt.  © Eric Muench

"Seitdem ich 2019 in den Landtag eingezogen bin, führe ich eine Fernbeziehung mit meiner Frau. Das ändert sich jetzt, denn ich werde Meißen und Sachsen verlassen und zu meiner Frau nach Sachsen-Anhalt ziehen", sagt Frank Richter (64, SPD) mit hörbarer Vorfreude.

Der Theologe und bekannte Bürgerrechtler wird die Kleinstadt gegen ein Dorf bei Merseburg tauschen. Richter: "Ich melde mich jetzt erstmal arbeitslos und überlege mir in Ruhe, was ich bis zur Rente noch machen möchte."

Der Ex-Chef der Landeszentrale für politische Bildung kann sich vorstellen, wieder als Lehrer zu arbeiten. Eine Option wäre es für ihn auch, freiberuflich als Autor tätig zu sein.

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"Auf alle Fälle bleibe ich in der Flüchtlingshilfe aktiv. Wir sehen da so viel Leid, da kann ich nicht tatenlos zuschauen", sagt Richter.

Kerstin Köditz (Linke)

Kerstin Köditz (57, Linke) will sich weiterhin gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit einsetzen.
Kerstin Köditz (57, Linke) will sich weiterhin gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit einsetzen.  © Ove Landgraf

Die Linken-Politikerin Kerstin Köditz (57) räumt nach 23 Jahren ihr Abgeordneten-Büro.

Die Extremismus-Expertin hatte bereits vor über einem Jahr ihren Rückzug angekündigt - aus persönlichen Gründen. Köditz gewohnt offen: "Mein Mann ist 15 Jahre älter als ich, wir wollen noch einiges von uns haben."

Ein Rückzug ins Private? Undenkbar! Kerstin Köditz und ihr Mann sind leidenschaftliche Streiter für linke Ideen, gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit.

Die Grimmaerin genießt bundesweit Ansehen als couragierte Politikerin. "Ich habe bereits Anfragen, ob ich jetzt nicht Vorträge und Seminare halten könnte", erzählt Köditz.

Ihre letzte große Rede im Parlament hält Kerstin Köditz am kommenden Donnerstag. Dann spricht sie für ihre Fraktion als Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Vergabe von Fördermitteln für Integration.

Matthias Rößler (CDU)

Matthias Rößler (69, CDU) will nun auf dem Hof seines Sohnes tätig werden.
Matthias Rößler (69, CDU) will nun auf dem Hof seines Sohnes tätig werden.  © Eric Muench

"Ruhe, bitte! Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt ..." - Unzählige Male hat Matthias Rößler (69, CDU) diesen oder ähnliche Sätze als Landtagspräsident gesagt.

Drei Amtsperioden hatte er den Job des Ordnungshüters, Repräsentanten und Strategen im Landtag innegehabt.

Als Landtagspräsident wird Matthias Rößler nun am 1. Oktober zur Konstituierung des neuen Landtags seinen letzten offiziellen Arbeitstag haben. In allen Ehren verabschiedet wurde er bereits.

Dem Polit-Urgestein fiel die Entscheidung nicht leicht, nach mehr als 30 Jahren in der Politik keine erneute Kandidatur fürs Parlament in Angriff zu nehmen.

Jetzt verfolgt er aber handfeste Pläne - und zwar in der Landwirtschaft. Rößler: "Ich werde auf dem Hof meines Sohnes mitarbeiten. Da weiß man wenigstens am Abend, was man gemacht hat."

Volkmar Zschocke (Grüne)

Volkmar Zschocke (55, Grüne) bleibt im Chemnitzer Stadtrat aktiv.
Volkmar Zschocke (55, Grüne) bleibt im Chemnitzer Stadtrat aktiv.  © Kristin Schmidt

Der Grüne Volkmar Zschocke (55) hatte im Wahlkampf alles auf eine Karte gesetzt, mit vollem Einsatz um ein Direktmandat gekämpft - und verloren.

Nach zehn Jahren mit Verantwortung in der Fraktion verlässt der Chemnitzer jetzt den Landtag. "Es war eine unglaublich intensive Zeit. Besonders geschätzt habe ich dabei den Austausch mit den Menschen", sagt er ohne Groll im Gehen.

Politisch bleibt Zschocke als Stadtrat in Chemnitz am Ball. "Man wird sich also weiter an mir und meinen Meinungen reiben können", kündigt er verschmitzt an. Ihn treibt sorgenvoll um, wie instabil die politische Lage in Sachsen geworden ist.

Wie und wo sich der Diplom-Sozialarbeiter künftig beruflich engagiert, hat er noch nicht entschieden. Zschocke achtsam: "Das werde ich nach reiflicher Überlegung und keinesfalls übereilt entscheiden."

Jörg Markert (CDU)

Jörg Markert (51, CDU) hat sein Direktmandat verloren.
Jörg Markert (51, CDU) hat sein Direktmandat verloren.  © Eric Münch

Rückzug! Jörg Markert (51, CDU) konnte im Erzgebirge sein Direktmandat nicht verteidigen, auch den Sprung in den Landtag über die CDU-Landesliste hat er knapp verpasst.

Er kündigte deshalb seinen Abschied aus der Politik an. "Ich akzeptiere das Wählervotum, auch wenn es schmerzt. Ich lasse mir offen, ob ich in die Landespolitik zurückkehre", sagt der gebürtige Marienberger.

Als erster Nachrücker auf der Liste hat er gute Chancen, doch noch Abgeordneter zu werden. Aber darüber mag Markert momentan im Urlaub nicht spekulieren.

"Ich sortiere mich. Mein persönliches Leben verändert sich gerade komplett", sagt er nachdenklich. Nur das steht für ihn fest: 2025 kehrt er zurück ins Innenministerium, um dort wieder als Referent zu arbeiten.

Das Ehrenamt des Präsidenten des Landestourismusverbandes gibt Jörg Markert ab: "Zur Wahl im Oktober trete ich nicht wieder an."

Titelfoto: Montage: imago images/Matthias Rietschel, IMAGO/Ardan Fuessmann, Eric Muench (3), Ove Landgraf, Kristin Schmidt

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