Alle eine Stunde länger - Wirbel um Kretschmers Arbeitszeit-Forderungen
Dresden - In Sachsens Regierung brodelt's mal wieder! Denn die Forderungen von Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) nach längeren Arbeitszeiten und späterer Renteneintritte sorgen für Diskussionen.
"Wenn er jetzt eine Verlängerung der Arbeitszeiten im Osten fordert - in dem Wissen, dass wir hier ohnehin schon bis zu zwei Wochen mehr arbeiten als im Westen - ist das zynisch", polterte etwa Wirtschaftsminister Martin Dulig (49, SPD). "Es wäre wesentlich sinnvoller, wenn die Tarifbindung in Sachsen endlich steigen würde."
Kretschmer hatte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt, dass alle länger arbeiten könnten, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken: "Würde jeder Erwerbstätige in Deutschland nur eine Stunde pro Woche länger arbeiten, würde sich ein großes Potenzial für die Bekämpfung des Fachkräftemangels ergeben."
Die Linken bezeichneten seine Äußerungen als "Vorschläge aus dem letzten Jahrhundert".
Landes-Chefin Susanne Schaper (45): "Länger arbeiten führt keineswegs zu einem höheren Arbeitsertrag. Entscheidend ist die Arbeitsproduktivität."
Sachsens Gewerkschafts-Chef Burkhard Naumann (36, GEW) bezeichnet Kretschmers Äußerungen als "weltfremd": "Wir brauchen eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit, damit der Beruf nicht krank macht."
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