AfD schlägt CDU in Sachsen: Was, wenn morgen Landtagswahl wäre?

Dresden - Wenn am Sonntag in Sachsen Landtagswahl wäre; Die Frage beschäftigt viele nach der Bundestagswahl. Fünf Punkte, fünf Fragen an den Politikwissenschaftler Janek Treiber (26) von der TU Dresden.

Politikwissenschaftler Janek Treiber (26) von der TU Dresden.
Politikwissenschaftler Janek Treiber (26) von der TU Dresden.  © Bastian Stock

TAG24: Noch zur Landtagswahl im vergangenen Jahr holte die AfD in Sachsen 30,6 Prozent der Zweitstimmen. Bei der Bundestagswahl am Sonntag waren es 37,3. Woher rührt der Zuwachs?

Treiber: Zunächst einmal ist davon auszugehen, dass dieser Effekt maßgeblich auf die gegenüber der Landtagswahl gestiegene Wahlbeteiligung zurückgeht (81 Prozent im Vergleich zu 74). Die AfD konnte da sehr stark mobilisieren. Mit der sächsischen Landesregierung dürfte das wenig zu tun haben.

TAG24: Auch andere Staaten wählen im weitesten Sinne rechtskonservativ. Gibt es überhaupt irgendein Mittel gegen diesen Trend?

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Treiber: Die Umfragen nach den Wahlen, sowohl im Bund als auch in Sachsen, zeigen, dass die AfD zunehmend aus programmatischer Überzeugung gewählt wird - nicht nur aus Protest. Wollen andere Parteien dem entgegenwirken, müssen sie den Menschen funktionierende, durchdachte Angebote machen.

TAG24: Wird Friedrich Merz die nächste Legislatur überstehen?

Gerade in sächsischen CDU-Kreisen gibt es einige Befürworter von Schwarz-Blau. Auf Ebene der gesamten CDU im Bund sieht das jedoch anders aus. Ob Merz diese Legislatur politisch übersteht, hängt davon ab, wie sehr er sich mit den Kernthemen durchsetzen kann, für die er gewählt wurde: Wirtschaft, innere Sicherheit, Migration.

Sachsen hat gewählt - wie, ist klar. Die Frage ist, warum so und nicht anders?
Sachsen hat gewählt - wie, ist klar. Die Frage ist, warum so und nicht anders?  © dpa/Jan Woitas
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU, v.). Seine CDU zog bei der Bundestagswahl gegenüber der AfD in Sachsen den Kürzeren.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (49, CDU, v.). Seine CDU zog bei der Bundestagswahl gegenüber der AfD in Sachsen den Kürzeren.  © DPA/Robert Michael

Linke hat mit sozialen Themen mobilisiert

AfD Sachsen-Chef Jörg Urban (60) - könnte er ähnlich hohe Prozentwerte, wie sie seine Partei in Sachsen bei der Bundestagswahl am Sonntag erzielte, bei einer Landtagswahl erreichen?
AfD Sachsen-Chef Jörg Urban (60) - könnte er ähnlich hohe Prozentwerte, wie sie seine Partei in Sachsen bei der Bundestagswahl am Sonntag erzielte, bei einer Landtagswahl erreichen?  © dpa/Jan Woitas

TAG24: Die sächsische Linke interpretiert ihren Erfolg als Resultat der eigenen Parteiarbeit. Was ist da dran?

Treiber: Es sind verschiedene Faktoren. Die Linke hat stark mobilisiert, das muss man ihr lassen - gerade bei jungen Leuten. Die anderen Parteien haben soziale Themen wie Mieten oder Lebensmittelpreise einfach zu wenig auf der Agenda gehabt. Und dann: Die Grünen sind in Sachsen schwächer, so herrscht weniger Konkurrenz in diesem Spektrum.

TAG24: Wenn morgen in Sachsen Landtagswahl wäre, wie sähe das Ergebnis aus?

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Treiber: Vermutlich wäre der Unterschied zur Wahl im September überschaubar, wobei solche Aussagen immer spekulativ sind. Denkbar wären vor allem Verschiebungen von geschwächten Grünen und dem BSW hin zur Linken und gegebenenfalls leichte Verschiebungen von der CDU zur AfD. Offen bleibt, ob die AfD wieder so stark mobilisieren könnte.

Titelfoto: Bildmontage: dpa/Robert Michael, dpa/Jan Woitas

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