Ärztemangel in Sachsen: Welche Regionen besonders betroffen sind
Dresden - Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (66, SPD) rückt die Zukunft der ambulanten medizinischen Versorgung in den Fokus. Ein neues Gutachten schärft den Blick auf die Bedarfe in den Regionen von 2025 bis 2035. Die Ministerin betont: "Die Sicherstellung bleibt eine Daueraufgabe." Und die wird immer schwerer lösbar!

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) erstellte das Gutachten. Es knüpft nicht nur an ältere Papiere an, sondern betrachtet die Herausforderungen für Ärzte und Praxen erstmals ganzheitlich von A wie Auslastung bis Z wie Zuganbindung.
Dabei berücksichtigte man die gesellschaftlichen Trends: Sachsens Bevölkerung inklusive der Ärzteschaft ist überaltert.
In den kommenden zehn Jahren gehen viele Mediziner in den Ruhestand, während gleichzeitig der Bedarf ärztlicher Versorgung durch die alternde Gesellschaft steigt.
Das ZI-Gutachten identifizierte nun akuten Handlungsbedarf in puncto Hausärzte in den Regionen Frankenberg/Hainichen, Oschatz, Annaberg-Buchholz, Crimmitschau, Weißwasser und Werdau.
Trotz intensiver Bemühungen um den medizinischen Nachwuchs (unter anderem Stipendien- und Förderprogramme, mehr Studienplatzangebote) wird dieser Bedarf kaum in allen Landesteilen zu decken sein.
Das kommt daher, dass man zukünftig (statistisch betrachtet) mehr als zwei Ärzte braucht, um einen altersbedingt ausscheidenden Arzt zu ersetzen. Denn immer mehr Mediziner arbeiten in Teilzeit. Die Situation verschärft sich zudem, weil die Ausbildung von Medizinern immer länger dauert. Im Schnitt vergehen zwölf und 16 Jahre, bis ein Arzt in der Praxis ankommt.
"Entscheidend ist, insbesondere in ländlichen Regionen entsprechende Rahmenbedingungen für ärztliche Praxen zu schaffen", so Petra Köpping. Sie denkt dabei an finanzielle Starthilfen, Angebote für Aus- und Weiterbildung. Geld als "Lockmittel" reicht nicht mehr aus, um das Praxen-Sterben aufzuhalten.
Zumal in ganz Deutschland Ärzte gesucht und entsprechend "umgarnt" werden. Köpping: "Wir werden in unseren Bemühungen nicht nachlassen."

Ideen für bessere Versorgung

In Sachsen begegnet man der medizinischen Unterversorgung in einzelnen Regionen mit verschiedenen Maßnahmen.
Telemedizin: Im Raum Löbau-Zittau kooperieren Allgemeinmediziner mit Leipziger Hautärzten. Sie fertigen digitale Bilder von Hautveränderungen an und übersenden diese nach Leipzig.
Dort werden die Daten ausgewertet, entsprechende Empfehlungen erteilt. Ambulante Versorgungs- und Weiterbildungszentren arbeiten mit Kliniken zusammen - zum Beispiel in Aue-Bad Schlema, Glauchau, Plauen, Zwickau (Augenärzte) oder Aue-Bad Schlema, Görlitz (Hautärzte).
Sogenannte Versorgerpraxen, die von extra dafür ausgebildeten Fachangestellten geführt werden, bieten in unterversorgten Regionen einfache Untersuchungen/Behandlungen an und machen Befunde (Modellprojekt in Niedercunnersdorf/Oberlausitz).
Titelfoto: Montage: Norbert Neumann, Rolf Vennenbernd/dpa