Achtung, hier lauert Gefahr! Das sind Sachsens gefährlichste Gewässer

Sachsen - Ein Krampf im Bein, Kreislaufkollaps oder der gewagte Sprung ins kühle Nass: Von jetzt auf gleich kann ein entspannter Badetag zum Alptraum werden. So ertranken in den letzten zehn Jahren 240 Menschen (siehe Kurve) in Sachsen. Und auch in dieser Saison gab es schon wieder Badetote. Deshalb Vorsicht: Dies hier sind die gefährlichsten Gewässer in Sachsen.

Kurve: Badetote in Sachsen in den letzten zehn Jahren.
Kurve: Badetote in Sachsen in den letzten zehn Jahren.  © Grafik: TAG24//DLRG//123RF

Leider gehören zur sächsischen Badesaison immer auch Unfälle und Tote dazu

Meist geschehen Badeunfälle fernab von ausgewiesenen und überwachten Badestellen. Dann finden aufwendige Suchaktionen statt, teilweise auch bis in die Nacht.
Meist geschehen Badeunfälle fernab von ausgewiesenen und überwachten Badestellen. Dann finden aufwendige Suchaktionen statt, teilweise auch bis in die Nacht.  © Daniel Förster

"Unfälle ereignen sich immer da, wo keine Absicherung stattfindet, ⁠wo normalerweise das Baden auf eigene Gefahr oder verboten ist und ⁠man der Meinung ist, das Gewässer gut zu kennen", zählt Sebastian Knabe (32), Geschäftsführer der DLRG Sachsen, auf.

Gefährlichste Hotspots seien allen voran unbewachte Binnengewässer. In solchen ertranken 2023 insgesamt 15 Menschen - sieben in sächsischen Seen und Teichen, acht in Flüssen, Kanälen und Bächen. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs.

Denn insgesamt musste die DLRG in Sachsen 741 Mal helfen, 26 Mal konnten Menschen vorm Ertrinken gerettet werden - weil Retter in der Nähe waren. Denn: "Man erkennt sichere Badegewässer daran, dass diese durch eine der Hilfsorganisationen wasserrettungsdienstlich abgesichert werden! Alles andere ist nur bedingt sicher", erklärt der Rettungsschwimmer.

Die meisten Badetoten seien männlich, weiß DLRG-Geschäftsführer Sebastian Knabe (32), weil Männer zu Selbstüberschätzung neigen.
Die meisten Badetoten seien männlich, weiß DLRG-Geschäftsführer Sebastian Knabe (32), weil Männer zu Selbstüberschätzung neigen.  © Thomas Türpe
Gefährlichste Hotspots seien allen voran unbewachte Binnengewässer.
Gefährlichste Hotspots seien allen voran unbewachte Binnengewässer.  © IMAGO/C.Hardt/FutureImage

Die DLRG überwacht 32 feste Standorte in Sachsen, unter anderem am Markkleeberger See bei Leipzig und an der Blauen Lagune bei Görlitz. Erlaubte Badestellen seien zudem einer Risikoanalyse unterzogen worden, um die größten Gefahren auszuschließen.

Sachsens gefährlichste Gewässer: Platz 1 - Flüsse

Baden in der Elbe kann schnell tödlich enden.
Baden in der Elbe kann schnell tödlich enden.  © Roland Halkasch

"Aufgrund dessen, dass Flüsse Schifffahrtsstraßen sind, sollte man den Badespaß entsprechend unterlassen. Oder genießt man auch den Spielspaß auf der Autobahn als Verkehrsweg?", warnt Sebastian Knabe.

In Sachsen habe es in der Vergangenheit schon einige Badetote in Elbe und Mulde gegeben. Auch Wassersport kann gefährlich werden. So verunglückte zum Beispiel im August 2016 ein Stehpaddler bei Rathen. Das Tückische: Die starke Strömung, insbesondere Unterströmungen, aber auch Strudel.

"Das gilt auch bei Niedrigwasser", mahnt Knabe. "Je mehr Fläche ich dem Fluss biete, umso größer ist die Gefahr, mitgerissen zu werden."

Ausstellung in Oschatz: Spielen wie zu Uromas Zeiten
Sachsen Ausstellung in Oschatz: Spielen wie zu Uromas Zeiten

So gab es bei den Badetoten, die in Flüssen ertranken, in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg.

Platz 2 - Tagebaurestlöcher

An vielen Tagebaurestlöchern gilt Badeverbot.
An vielen Tagebaurestlöchern gilt Badeverbot.  © Sebastian Kahnert/dpa

Eigentlich fast gleichauf von der Gefährlichkeit sind geflutete Tagebaurestlöcher. Hier lauern nicht sichtbare Abbruchkanten, steile Felswände, Sedimentschichten, die abrutschen können und wechselhafte Temperaturschichten im Wasser, die zu gesundheitlichen Problemen und damit zu Badeunfällen führen können.

Immer wieder Tote, zuletzt im Juli 2024, davor 2022 und 2021, gab es zum Beispiel an der Kiesgrube Leuben in Dresden. "Es passiert immer an denselben Stellen. Deshalb verstehe ich nicht, dass dort kein Riegel vorgeschoben wird", ärgert sich der DLRG-Geschäftsführer.

Ebenso ein gefährlicher Hotspot ist der Kulkwitzer See bei Leipzig. Tödliche Unglücke ereigneten sich zum Beispiel 2021, 2020 und 2019. Nur wenige Kilometer entfernt fordert auch der Markkleeberger See regelmäßig neue Opfer. Die größte Gefahr hier: Buhnen, Holzpfähle im Wasser, an denen das Wasser unterschiedlich tief ist.

Häufiger gab es auch Badetote im Naturbad Nordost Thekla (Leipzig), im Filzteich in Schneeberg, aber auch am Berzdorfer See bei Görlitz.

Platz 3 - Talsperren

Auch Talsperren bergen Risiken für Badende.
Auch Talsperren bergen Risiken für Badende.  © imago/Sylvio Dittrich

Bei Talsperren sollte man niemals an die Staumauern schwimmen. Dort gibt es gefährliche Wasserwalzen.

"Wer da hineingerät, ist auf Hilfe von außen angewiesen. Da kommt keiner mehr allein raus", erklärt Sebastian Knabe. Nicht minder bedrohlich seien die Strömungen, wenn Wasser abgelassen wird.

So kam es in diesem Jahr schon zu einigen Einsätzen an der Talsperre Pöhl, in der auch bereits einige Menschen ertranken, zuletzt 2023 ein 67-jähriger Mann.

Platz 4 - Kanäle

Ähnlich wie bei Flüssen, nur in kleinerer Dimension, herrscht in Kanälen Schiffsverkehr. Außerdem können Strömungen, Strudel und Walzen an Stauungen zur Gefahr werden.

So gab es im vergangenen Jahr einen Toten in einem Kanal in Sachsen.

Platz 5 - Natürliche Seen

Natürliche Seen sind oft zugewachsen. In den Pflanzen kann man sich verheddern.
Natürliche Seen sind oft zugewachsen. In den Pflanzen kann man sich verheddern.  © imago/Future Image

Auch in natürlichen Seen, Teichen und Tümpeln kann es Tiefen-Abstufungen und plötzliche Abrisskanten geben, die unberechenbar sind. Zudem kann man sich in Schlingpflanzen verfangen oder durch Fische in Panik geraten.

Auch Geröll und Unrat ist hier häufiger ein Problem.

SUPs bieten trügerische Sicherheit

Hilfreich: Eine Schnur zwischen Board und Bein verhindert, dass das SUP bei einem Absturz wegtreibt.
Hilfreich: Eine Schnur zwischen Board und Bein verhindert, dass das SUP bei einem Absturz wegtreibt.  © 123RF

Am 1. Juli verunglückte ein 57-jähriger Stand-up-Paddler auf dem Markkleeberger See.

"Gerade beim SUP ist man stundenlang unterwegs, der Körper erhitzt sich und wenn man dann ins Wasser fällt, kann es zum Kreislaufkollaps kommen", erklärt Sebastian Knabe. "Man sollte sich nicht zu sehr auf Auftriebskörper verlassen", rät er.

Insbesondere aufblasbare Gegenstände könnten bei Hitze Luft lassen oder auch kaputtgehen.

Goldene Baderegeln

Badegäste sollten sich an ein paar regeln halten.
Badegäste sollten sich an ein paar regeln halten.  © 123RF
  • Niemals krank baden gehen. Es drohen Kreislaufkollaps und Ohnmacht.
  • Keine leichtsinnige Selbstüberschätzung (z. B. Sprung ins Wasser) und Gefahren (z. B. Strudel) nicht unterschätzen!
  • Nicht alkoholisiert baden!
  • Nie auf Schwimmhilfen verlassen!
  • Vor dem Badengehen erst abkühlen, zuerst Rücken und Brust mit Wasser benetzen.
  • Immer mindestens zu zweit baden gehen.
  • Bei Schwierigkeiten in Rückenlage begeben und versuchen, auf sich aufmerksam zu machen.
  • Nichtschwimmer sollten nur bis zum Bauch, in Fluss und Meer bis zu den Knien ins Wasser gehen.
  • Bei Gewitter sofort das Wasser verlassen. Lebensgefahr!

Titelfoto: Bildmontage: Daniel Förster//Thomas Türpe

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